IGBCE Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
Pläne zur Zerschlagung des Continental-Konzerns – Arbeitnehmerseite fordert Beschäftigungssicherung ein
Pläne zur Zerschlagung des Continental-Konzerns – Arbeitnehmerseite fordert Beschäftigungssicherung ein
Die komplette Zerschlagung des traditionsreichen Continental-Konzerns steht bevor: Das Unternehmen plant nun auch noch das Industriegeschäft des Bereichs ContiTech bis Ende 2026 zu veräußern. Zum Verkauf steht bereits das Automotive-Geschäft von ContiTech (OESL). Der Automotive-Sektor wird vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlung am 25. April 2025 im Herbst als Spin-off an die Börse gehen. Die Continental AG würde damit künftig nur noch aus dem Reifengeschäft bestehen.
„Die Trennung von ContiTech in diesen Zeiten weltwirtschaftlicher Unsicherheit ist sozial unverantwortlich, ökonomisch waghalsig und technologisch unsinnig“, kritisiert Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden IGBCE-Hauptvorstands und des Continental-Aufsichtsrats. „Hier sollen zwei Geschäftsbereiche auseinandergerissen werden, die seit Jahrzehnten das Herz des Traditionskonzerns bilden und die gerade am Anfang der Produktionskette eng verwoben sind. Die Kapitalseite treibt damit den seit Jahren grassierenden Zerschlagungswahn auf die Spitze. Dieses Vorhaben trifft auf unseren entschiedenen Widerstand“, machte Grioli deutlich. „Es kann nicht sein, dass sich die Eigentümer von Jahr zu Jahr eine höhere Dividende genehmigen und das Unternehmen ausbluten lassen.“
Beschäftigungs- und Standortsicherung
Grioli forderte eine langfristige Beschäftigungs- und Standortsicherung sowie eine Investitionsoffensive für ContiTech. Das sichert bislang ein Eckpunkte-Papier zu, das Unternehmen, IGBCE und Gesamtbetriebsrat Rubber bereits vor zwei Jahren ausgehandelt hatten. Es schließt betriebsbedingte Kündigungen de facto bis Ende 2026 aus. Bis dahin sollten zudem mindestens 200 Millionen Euro in die deutschen Standorte investiert werden. Beinhaltet sind dabei Investitionen unter anderem in einen langfristig zukunftsfähigen Produktionsfußabdruck, wie zum Beispiel C02-neutrale und intelligente Fabriken. Mindestens 200 Ausbildungsplätze sollen jährlich bereitgestellt werden. „Wesentlicher und entscheidender Faktor für die erfolgreiche Ausgestaltung dieser Veränderungen sind und bleiben unsere Mitarbeiter, in den Fabriken genauso wie in den Angestelltenbereichen", heißt es in dem Eckpunkte-Papier von 2023.
Keine Zustimmung ohne Garantien
„Ohne eine deutliche Ausweitung dieser Garantien und eine verlässliche Beschäftigungssicherung werden wir dieser Abspaltung nicht zustimmen. Die ContiTech-Beschäftigten haben einen Anspruch auf Zukunftssicherung und Investitionen in ihre Standorte. Es liegt an der Arbeitgeberseite, auf uns zuzugehen - noch steht die Tür offen. Sonst werden wir uns als Arbeitnehmervertreter mit allen Mitteln dagegen zur Wehr setzen, dass potenzielle Käufer bei den Arbeitsplätzen in Deutschland tabula rasa machen dürfen“, erklärte Grioli.
IG Metall: Kämpfen Seite an Seite
„Als IG Metall stehen wir an der Seite der Kolleginnen und Kollegen bei ContiTech und der IGBCE. Auch die Metallerinnen und Metaller unter den ContiTech-Beschäftigten dürfen nicht auf der Strecke bleiben. Alle gemeinsam brauchen belastbare Zusagen für ihre Arbeitsplätze. Dafür werden wir uns zusammen auf allen Ebenen einsetzen“, sagte die IG Metall Vorsitzende Christiane Benner, stellvertretende Vorsitzende des Continental-Aufsichtsrats.
Düsterste Szenarien werden Realität
„Für uns als Konzernbetriebsrat werden unsere düstersten Szenarien Realität: Inmitten einer weltweit von massiver Verunsicherung geprägten Wirtschaft werden gerade in atemberaubender Geschwindigkeit Entscheidungen von enormer Tragweite getroffen. Dabei werden die Beschäftigten und ihre Arbeitsplätze endgültig zur reinen Verfügungsmasse von Profitmaximierern degradiert. Der viel gerühmte Wert der Verbundenheit bei Continental wird in einer hohen Zerschlagungsintensität unwiederbringlich zerstört. Es wird sich zeigen, ob diese Vorgehensweise tatsächlich mittel- und langfristig erfolgreich ist und welche Bedeutung das für Beschäftigung bei ContiTech in Deutschland hat“, sagte Hasan Allak, Mitglied des Continental-Aufsichtsrats und Vorsitzender des Konzernbetriebsrats.
Für Rückfragen:
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