Weniger Fleisch für eine treibhausgasneutrale Landwirtschaft
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Pressemitteilung
Freiburg/Berlin, 6. September 2022
Weniger Fleisch für eine treibhausgasneutrale Landwirtschaft
Stellen wir die Ernährung in Deutschland so um, dass sie für Menschen und den Planeten gesund ist, benötigen wir nur noch 56 Prozent der heute genutzten Ackerfläche und 45 Prozent der Grünlandfläche. Gleichzeitig sparen wir rund drei Viertel der klimaschädlichen Treibhausgase ein, die heute durch die Landwirtschaft entstehen. Die dadurch verfügbar werdenden Acker- und Grünlandflächen könnten zum Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln für den Export genutzt werden und so weitere 70 Millionen Menschen versorgen. Alternativ können auf diesen Flächen Wälder gepflanzt werden – so entsteht eine Kohlenstoffsenke, die der Atmosphäre rund 20 Millionen Tonnen Treibhausgase entzieht. Dies zeigen die Ergebnisse einer heute veröffentlichten Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace.
„Nur wenn wir unsere Ernährung vorrangig auf pflanzliche Produkte umstellen, können wir die Treibhausgase der Landwirtschaft drastisch reduzieren und das Ziel der Treibhausgasneutralität für Deutschland überhaupt erreichen“, fasst Margarethe Scheffler, Expertin für nachhaltige Landwirtschaft am Öko-Institut zusammen.
Weniger Fleisch und Milch für einen gesunden Planeten
Die Studie des Öko-Instituts legt für die Berechnungen die sogenannte „Planetary Health Diet“ der EAT Lancet Kommission zugrunde, die 2019 die Grundlagen für eine nachhaltige und gesunde Ernährung für eine wachsende Weltbevölkerung beschrieben hat. Danach konsumieren wir nur noch ein Viertel der heute verzehrten tierischen Produkte und doppelt so viel Obst, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte wie heute. Gleichzeitig werden Lebensmittel nach ökologischen Standards angebaut.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich mit einer „Planetary Health Diet“ die Nachfrage nach Produkten und damit die landwirtschaftliche Produktion stark ändern würde. Da deutlich weniger tierische Produkte nachgefragt werden, verringert sich der heutige Tierbestand drastisch. Die Nachfrage nach pflanzlichen Produkten dagegen stiege stark an, dafür müssten weiterhin Produkte wie Nüsse, Oliven und Öle aus dem Ausland importiert werden.
Insgesamt könnten durch eine fleisch- und milchreduzierte Ernährung bis zu 4,6 Millionen Hektar (Mio. ha) Ackerfläche und 1,6 Mio. ha Grünland für andere Nutzungen zur Verfügung stehen. Das entspricht rund 40 Prozent der heutigen landwirtschaftlichen Fläche.
Treibhausgase reduzieren, Senken schaffen
Die Emissionen aus der Landwirtschaft und der landwirtschaftlichen Nutzung von Moorstandorten liegen heute bei rund 95 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten (Mio. t CO2e): Allein für die Ernährung werden 81 Mio. t CO2e ausgestoßen; mehr als 80 Prozent davon stammen aus der Tierhaltung. Mit einer nachhaltigen Ernährung gemäß der „Planetary Health Diet“ könnte der Klimafußabdruck der Landwirtschaft in Deutschland auf 23 Mio. t CO2e sinken.
Der größte Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen stammt dabei aus der großflächigen Wiedervernässung der Moore. Werden 80 Prozent der Moorfläche wiedervernässt, sinken die Emissionen um 31 Mio. t CO2e auf ca. 50 Mio. t CO2e. Die weitere Minderung auf 23 Mio. t CO2e ist auf die Tierhaltung zurückzuführen. Durch eine Aufforstung der frei gewordenen Fläche, kann mit dem Wald eine neue Kohlenstoffsenke in Höhe von ca. 20,4 Mio. t CO2 innerhalb der nächsten 23 Jahre entstehen.
Damit können die Emissionen aus der Landwirtschaft fast komplett kompensiert werden und die Landwirtschaft kann auf der eigenen Fläche einen großen Beitrag zur Treibhausgasneutralität leisten. Alternativ kann die frei gewordene Fläche für die Ernährung zusätzlicher Menschen genutzt werden. Dadurch steigen die Emissionen wieder auf 33 Mio. t CO2e. an.
„Kohlenstoffspeicher oder Export von Lebensmitteln – in unserer Studie zeigen wir zwei Optionen für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft auf“, schlussfolgert Kirsten Wiegmann, Co-Autorin der Studie am Öko-Institut. „Welchen Weg wir einschlagen, ist eine gesellschaftliche Entscheidung, die von der Politik getroffen werden muss. Zunächst jedoch muss es uns gelingen, unsere Ernährung entsprechend umzustellen.“
Ansprechpartnerinnen am Öko-Institut
Margarethe Scheffler
Senior Researcher im Bereich
Energie & Klimaschutz
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-339
E-Mail: m.scheffler@oeko.de
Kirsten Wiegmann
Senior Researcher im Bereich
Energie & Klimaschutz
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
Telefon: +49 6151 8191-137
E-Mail: k.wiegmann@oeko.de
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