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WHU - Otto Beisheim School of Management

Wird das Elfmeterschießen bereits beim Münzwurf entschieden?

Es zählt zu den dramatischsten Ereignissen, die die Fußballwelt hervorbringt: das Elfmeterschießen. Nach einer hart umkämpften Partie entscheiden wenige Minuten und einige Straßstöße zwischen Sieg und Niederlage, Weiterkommen und Ausscheiden aus einem Turnier – so auch bei der laufenden Europameisterschaft. Oftmals scheinen die Nerven der Spieler den Ausschlag zu geben. Oder ist es doch der Münzwurf vor dem Elfmeterschießen, mit dem der Kapitän einer Mannschaft die Reihenfolge der Schützen festlegen kann? Eine wissenschaftliche Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management weist in genau diese Richtung.

Wird das Elfmeterschießen schon beim Münzwurf entschieden?

Düsseldorf/Vallendar. Bei der Fußball-Europameisterschaft wird es langsam ernst. Nach der zweiwöchigen Gruppenphase entscheidet jetzt in der K.O.-Phase der Ausgang jedes Spiels über den Verbleib im Turnier. Es geht um alles. Bei den Spielern sorgt das naturgemäß für Anspannung – denn es könnte gut sein, dass das Weiterkommen bei der EM für manches Team im Elfmeterschießen entschieden wird. Dabei kommt es jedoch nicht nur auf die Fähigkeiten und die Nervenstärke der Spieler an, sondern auch auf den Münzwurf vorab. Eine wissenschaftliche Studie von Dr. Dominik Schreyer und Prof. Dr. Sascha Schmidt von der WHU – Otto Beisheim School of Management und Prof. Dr. Matthias Sutter von den Universitäten Köln und Innsbruck liefert hierfür die Evidenz.

Die Forscher konnten anhand von 207 untersuchten Elfmeterschießen in 14 internationalen Fußballturnieren zwischen Juli 2003 und August 2017 nachweisen, dass die Sieg-Chancen jenes Teams deutlich steigen, dessen Kapitän zuvor den Münzwurf für sich entschieden hat. Teams, deren Kapitän aufgrund des Münzwurfs entscheiden durfte, welche Mannschaft beginnen sollte, gingen zu 60 Prozent siegreich aus der Partie hervor. Würde der Münzwurf keine Rolle spielen, läge die Chance auf einen Sieg statistisch bei 50 Prozent. Den Grund dafür vermuten die Forscher darin, dass die Kapitäne, die den Münzwurf gewinnen, zuerst die relative Stärke von Torhütern und Schützen einschätzen und dann die von ihnen angenommen beste Reihenfolge wählen können. Wenn also der Kapitän den eigenen Torwart als stärker einschätzt als jenen der gegnerischen Mannschaft, wird er ihn als ersten ins Tor schicken, um möglicherweise mit einer frühen Parade im Vorteil zu sein.

Lange Zeit hielt sich das Gerücht hartnäckig, dass die Mannschaft im Vorteil sei, die den ersten Schuss habe. Tatsächlich aber zeigte die Auswertung auch, dass sich nur 56 Prozent der Gewinner des Münzwurfs dazu entschieden, das eigene Team beginnen zu lassen. 44 Prozent ließen dem Gegner den Vortritt. Darüber hinaus zeigen die aktuelle und frühere Studien, dass von den Mannschaften, die den ersten Schuss im Elfmeterschießen hatten, 51 Prozent am Ende siegten. Es ist also kein nennenswerter Vorteil, beim Elfmeterschießen als erster dran zu sein.

Originalstudie

Kassis, M./Schmidt, S. L./Schreyer, D./Sutter, M. (2021): Psychological pressure and the right to determine the moves in dynamic tournaments – evidence from a natural field experiment, in: Games and Economic Behavior, Ausgabe 126, März 2021, S. 278-287. Abrufbar unter: https://doi.org/10.1016/j.geb.2021.01.006

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Bernadette Wagener
Associate Director Public Relations
WHU – Otto Beisheim School of Management
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