Saarbrücker Zeitung: DGB legt Zahlen zur drohenden Altersarmut in der gesetzlichen Rentenversicherung vor - Scharfe Kritik an geplanter Beitragssenkung
Berlin / Saarbrücken. (ots)
DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach hat die von der Koalition geplante Absenkung des Rentenbeitragssatzes von derzeit 19,6 auf etwa 19,0 Prozentpunkte ab 2013 scharf kritisiert. "Die Rentenkassen jetzt zu plündern, ist ein vergiftetes Wahlkampfgeschenk", sagte Buntenbach der "Saarbrücker Zeitung" (Donnerstagausgabe). Angesichts der demografischen Probleme sei es "grotesk, plötzlich einfach die Rücklagen zu verpulvern". Schon in wenigen Jahren müsse der Beitrag wieder massiv angehoben werden. Es sei besser, eine solche Achterbahnfahrt zu vermeiden. Zudem liege Deutschland bei den Lohnnebenkosten ohnehin schon unter dem EU-Durchschnitt. Buntenbach forderte eine langfristige Festschreibung des Rentenniveaus auf fünfzig Prozent der alten Einkommen und einen Verzicht auf die Rente mit 67. Finanzierbar sei das, wenn man die Beiträge statt sie jetzt abzusenken ab 2014 jährlich um 0,2 Prozentpunkte (0,1 für den Arbeitnehmer, 0,1 für den Arbeitgeber) anhebe, bis auf 22 Prozent im Jahr 2025. Buntenbach begründete ihre Forderung mit aktuellen Berechnungen des DGB. Dabei wurde das für 2030 angepeilte gesetzliche Rentenniveau von nur noch 43 Prozent auf heutige Verhältnisse übertragen. Nach den Zahlen, über die die "Saarbrücker Zeitung" (Donnerstagausgabe) berichtet, müssten Beschäftige mit einem Einkommen von 2000 Euro im Monat mehr als 43 Versicherungsjahre nachweisen, nur um im Alter das Niveau der Grundsicherung zu überschreiten, das der Sozialhilfe entspricht. Alle, die weniger verdienen oder kürzer beschäftigt sind, haben demnach kaum Chancen, die Altersarmut zu vermeiden. Wachmänner kämen auch nach 40 Jahren Vollzeitarbeit mit 589 Euro nicht einmal an das Niveau der Sozialhilfe (660 Euro) heran, Fleischereiverkäuferinnen mit 683 Euro nur knapp. Selbst Dachdecker (857 Euro) und Metallarbeiter (964 Euro) hätten nicht viel mehr als das Nötigste. "Die jetzige geringfügige Entlastung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei den Rentenbeiträgen steht in keinem Verhältnis zur künftigen Absenkung des Rentenniveaus", sagte Buntenbach.
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