Saarbrücker Zeitung: Lafontaine fordert Rückkehr zum früheren europäischen Währungssystem - Ex-Linksparteichef erklärt Euro für gescheitert - Gründe für Verzicht auf neue Bundestagskandidatur
Berlin / Saarbrücken. (ots)
Der frühere Vorsitzende der Linken und ehemalige Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine hat sich für eine Wiedereinführung des früheren Europäischen Währungssystems ausgesprochen, "das Auf- und Abwertungen nach gegenseitigen Absprachen ermöglicht." Lafontaine sagte der "Saarbrücker Zeitung" (Dienstagausgabe), neben dem Euro müssten dazu wieder nationale Währungen eingeführt werden. "Ich selbst habe als überzeugter Europäer den Euro lange Jahre befürwortet. Denn ich ging davon aus, dass es gelingen würde, die Wirtschaftspolitik der Mitgliedsländer zu koordinieren, vor allem die Lohnpolitik. Das ist leider nicht eingetreten", sagte Lafontaine. In Südeuropa seien die Löhne und Ausgaben zu stark gewachsen, während in Deutschland ein massives Lohndumping betrieben worden sei. Beim Europäischen Währungssystem gab es zwischen 1979 und 1998 nationale Währungen und den ECU als gemeinsame Bezugsgröße. Lafontaine sagte, er habe keine Sorge, dass die "Alternative für Deutschland" mit ihrer rigoroseren Forderung nach einer Rückkehr der D-Mark eine solche Position der Linkspartei überbieten werde. "Der entscheidende Unterschied bei meinem Vorschlag ist, dass wir wieder zu einem geordneten, abgestimmten Prozess des Auf- und Abwertens kommen." Die "Alternative für Deutschland" wolle die Währungen hingegen weiter dem Markt überlassen. "Das geht immer schief". Lafontaine äußerte sich in dem Interview auch zu den Gründen für seine Entscheidung, nicht wieder für den Bundestag zu kandidieren. "Als Politiker sollte man versuchen, den Zeitpunkt seines Ausscheidens so zu bestimmen, dass ein paar Leute das noch bedauern. Ich habe über 40 Jahre lange wichtige politische Positionen übernommen. Da schien es mir nun an der Zeit."
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