Georg Baselitz: "Nachmittags kann ich nur noch auf dem Sofa liegen, wie jeder Opa"
"Ich bin immer unzufrieden"
"Nur Verrückte malen"
Hamburg (ots)
4. November 2014 - Seine auf den Kopf gestellten Bilder machten den Maler, Grafiker und Bildhauer Georg Baselitz berühmt. Im Interview mit dem Magazin "Lufthansa exclusive" erklärt der 76-Jährige, wie er sein Arbeitspensum bewältigt: "Ich zeche nicht und stehe früh auf, weil schon ab elf Uhr morgens meine physische Kraft nachlässt, nachmittags kann ich nur noch auf dem Sofa liegen, wie jeder Opa. Im Alter braucht man viel Disziplin, um etwas zu machen."
Längst kostet jedes seiner Bilder mehr als eine Million Euro, dennoch ist Baselitz unverändert ehrgeizig: "Ich habe keineswegs genug, denn ich bin ein leidenschaftlicher Sammler alter Grafik, und nicht nur meine Bilder sind teuer geworden, sondern auch das, was ich noch kaufen möchte."
Mit der Rolle des zeitgenössischen Künstlers setzt er sich seit jeher auseinander: "Wir sind widersprüchliche Personen, die die Gesellschaft in ihrer Bequemlichkeit stören", sagt Baselitz. "Sie müssen sich das ansehen, denn Vincent van Gogh reicht nicht für die ganze Gesellschaft."
Berühmtheit ist indes relativ, findet er. "Es geht darum, ob Sie selbst sich als ruhmreich empfinden. Ich empfinde mich nie so. Denn ich bin immer unzufrieden, und aus dieser Unzufriedenheit heraus beginne ich von vorn."
Seine eigenen Werke zu erklären, ist offenbar eine besondere Art der Selbsterfahrung. "Eine Freundin ist Analytikerin, und sie sagt, wenn ich mich bei ihr behandeln ließe, würde ich aufhören zu malen. Sie hält mich offensichtlich für verrückt, und nur Verrückte malen", berichtet Baselitz. "Allerdings habe ich mir in letzter Zeit angewöhnt, etwas aufzuschreiben, wenn ich an neuen Bildern oder Skulpturen arbeite. Diese Texte sind so gut, dass ich dafür einen Nobelpreis bekommen sollte."
Als verkanntes Genie sieht er sich keinesfalls. "Aber ich denke immer mehr, dass das, was ich mache, mit dem, was man bislang unter Malerei verstand, nichts zu tun hat. Ich bin als Künstler ein vollständiger Einzelgänger - vielleicht sogar ein Outsider."
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