Oikocredit möchte mehr erreichen - Jahreszahlen 2023 veröffentlicht
Amersfoort, Niederlande (ots)
Die Genossenschaft Oikocredit, die weltweit für nachhaltige Geldanlage und Entwicklungsfinanzierung tätig ist, veröffentlichte diese Woche ihr Jahresergebnis für 2023 einschließlich des konsolidierten Jahresabschlusses für 2023. Die Genossenschaft meldet Erfolge bei der Umsetzung ihrer Strategie 2022-2026 und ihres neuen Anlagemodells. Sie erweiterte ihr Entwicklungsfinanzierungsportfolio und erzielte positive Finanzergebnisse. Dabei wurde wiederum eine bemerkenswerte soziale Wirkung erreicht.
Wichtige Resultate
- Konsolidiertes Nettoergebnis: 1,6 Millionen Euro (2022: 8,5 Millionen Euro)
- Summe konsolidierte Vermögenswerte: 1.156,9 Millionen Euro (2022: 1.253,8 Millionen Euro)
- Gesamtes Mitglieder- und Anlegerkapital: 1.000,8 Millionen Euro (2022: 1.110,7 Millionen Euro)
- Nettoliquidität in Prozent des Gesamtvermögens: 11,3 Prozent (2022: 23,9 Prozent)
- Nettoinventarwert pro Anteil (NAV): 214,03 Euro (2022: 211,79 Euro)
- Entwicklungsfinanzierungsportfolio: 1.084,7 Millionen Euro (2022: 1.007,2 Millionen Euro)
- 540 Partnerorganisationen in 52 Ländern (2022: 519 Partnerorganisationen in 55 Ländern)
- 85 bestehende und potenzielle Partnerorganisationen, die von 1,0 Millionen Euro für Beratungs- und Schulungsprojekte profitieren (2022: 67; 0,6 Millionen Euro)
- 48.200 individuelle und institutionelle Anleger*innen (2022: 56.300)
- Vorgeschlagene Dividende: 0,5 Prozent (2022: 0,5 Prozent)
Umsetzung der neuen Strategie
Oikocredit hat das Jahr 2023 in guter Verfassung abgeschlossen und zwei wichtige Übergangsphasen erfolgreich abgerundet: das erste vollständige Jahr der Umsetzung unserer gemeinschaftsorientierten Strategie 2022-2026 und die Möglichkeit der direkten Beteiligung an der internationalen Genossenschaft als neues Anlageprodukt in den meisten unserer Kapitalbeschaffungsmärkte.
Die Genossenschaft erzielte ein Wachstum ihres Entwicklungsfinanzierungsportfolios aus Krediten und Kapitalbeteiligungen und erwirtschaftete ein leicht positives Nettofinanzergebnis, erreichte über ihre Netzwerkpartner im Bereich des inklusiven Finanzwesens mehr Kund*innen, Frauen, kleinbäuerlichen Familien und ländliche Gemeinschaften, unterstützte die Versorgung von mehr Haushalten mit sauberer erneuerbarer Energie, baute ihr gemeinschaftsorientiertes Portfolio aus und half Partnerorganisationen bei der Verbesserung ihrer Leistungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (ESG).
Externe globale und regionale Faktoren wie Kriege, die Klimakrise, Naturkatastrophen, sozioökonomische Ungerechtigkeit, politische Unruhen, die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich sowie die Anfänge einer hohen Inflation und hoher Zinssätze machten das Jahr zu einer Herausforderung.
Investitionen mit sozialer Wirkung: unser Entwicklungsfinanzierungsportfolio
Das Kredit- und Kapitalbeteiligungsportfolio von Oikocredit wuchs auf 1.084,7 Millionen Euro im Jahr 2023 (von 1.007,2 Millionen Euro im Jahr 2022). Das inklusive Finanzwesen, der größte Schwerpunktbereich der Genossenschaft, stieg auf 833,4 Millionen Euro (2022): 767,9 Millionen Euro), das Landwirtschaftsportfolio auf 185,8 Millionen Euro (2022: 175,7 Millionen Euro) und der Bereich erneuerbare Energien auf 58,6 Millionen Euro (2022: 56,0 Millionen Euro). Das neue gemeinschaftsorientierte Portfolio zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit (Investitionen in Bildung, Wohnraum, Wasser und Abwasserentsorgung sowie Infrastruktur) wuchs auf 57,3 Millionen Euro (2022: 10,7 Millionen Euro).
Der Gesamtbetrag der Kredite und Kapitalbeteiligungen stieg auf dem afrikanischen Kontinent auf 225,7 Millionen Euro (2022: 189,2 Millionen Euro), in Asien auf 308,9 Millionen Euro (2022: 289,5 Millionen Euro) und in Süd- und Mittelamerika und der Karibik auf 507,3 Millionen Euro (2022: 483,4 Millionen Euro). Das Gesamtkreditvolumen belief sich auf 935,1 Millionen Euro (ohne Kreditausfallvorsorge) und das Gesamtvolumen der Kapitalbeteiligungen auf 149,6 Millionen Euro (ohne Wertminderungen), gegenüber 862,4 Millionen Euro bzw. 144,8 Millionen Euro im Jahr 2022.
Der Posten ausfallgefährdete Projekte bzw. PAR 90 (der Anteil am Darlehensportfolio mit Zahlungen, die seit mehr als 90 Tagen überfällig sind) stieg auf 5,8 Prozent (2022: 3,8 Prozent). Der PAR 90 war im Agrarbereich besonders hoch, wo Partnerorganisationen keinen Einfluss auf bestimmte externe Herausforderungen haben, wie beispielsweise die Auswirkungen der Klimakrise und sich ändernde internationale Vorschriften, die die Rohstoffexporte benachteiligen. Wir haben die Monitoring- und Unterstützungsmaßnahmen für die betroffenen Partnerorganisationen intensiviert.
Ergebnisse für Deutschland
Die Genossenschaft erzielte in Deutschland solide Ergebnisse. Zum 01.01.2023 hatte sie ein weltweit vereinheitlichtes Anlagemodell in Form von direkten Beteiligungen eingeführt und zum 31.05.2023 erfolgreich abgeschlossen. Durch den Wechsel der treuhänderischen Verwaltung des Kapitals durch die Förderkreise hin zu direkten Beteiligungen hatte Oikocredit in Deutschland einige Rückkäufe erwartet. Die tatsächliche Höhe der Rückkäufe lag mit rund 12 Prozent des Kapitals jedoch weit unter den Erwartungen. "Nach der erfolgreichen Umstellung, die mit viel Einsatz und starker Zusammenarbeit aller Beteiligten umgesetzt wurde, können wir uns nun wieder auf unsere Kerntätigkeit konzentrieren: Oikocredits Wirkung im Globalen Süden stärken und erhöhen", sagt Jessica Bodmann, Geschäftsführerin von Oikocredit Deutschland.
Insgesamt hatten Ende 2023 24.400 Menschen und Organisationen aus Deutschland in Oikocredit investiert (2022: 28.200). Das Mitgliederkapital aus Deutschland betrug 512 Millionen Euro (2022: 593 Millionen Euro), was einem Rückgang von knapp 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht und über die Hälfte des gesamten Mitgliederkapitals von Oikocredit ausmacht.
"Trotz globaler Krisen wie Klimawandel, Unruhen und Kriegen konnten wir unser Geschäftsjahr positiv abschließen und unsere soziale Wirkung erhöhen. Wir blicken optimistisch in die Zukunft und bedanken uns bei allen unseren Anleger*innen, die sich in diesen bewegten Zeiten mit Menschen im Globalen Süden solidarisieren", so Jessica Bodmann. Sie ergänzt: "Gleichzeitig motivieren uns unsere Jahresergebnisse, unsere Anlegerbasis weiter auszubauen und die soziale Wirkung der Geldanlage bei Oikocredit in Deutschland noch bekannter zu machen. Denn der Bedarf an nachhaltigen Investitionen in Menschen und Gemeinschaften in Afrika, Asien und Lateinamerika ist immer noch sehr hoch und nimmt weiter zu."
Soziales Engagement und Beratungs- und Schulungsprojekte
Als Genossenschaft setzen wir uns dafür ein, dass die Bedürfnisse der Endkund*innen und Gemeinschaften im Mittelpunkt der Investitionstätigkeiten unserer Partnerorganisationen stehen. 2023 haben wir die ESG-Wertungsliste zum Agrarbereich revidiert, Online-Veranstaltungen für Partnerorganisationen zum Thema Kundenschutz veranstaltet, unsere dritte jährliche Kundenerhebung zur Selbsteinschätzung durchgeführt und unseren jährlichen Wirkungsbericht mit Daten und Fallstudien zu unserer sozialen Leistung veröffentlicht.
Die neue Oikocredit-Strategie für Beratungs- und Schulungsprojekte legt den Schwerpunkt auf die Wirkung in strukturell schwachen Gemeinschaften (ländliche Gebiete, kleinbäuerliche Familien, Frauen und Jugendliche), die Vernetzung von Partnerorganisationen und die Stärkung lokaler Dienstleistungen zur Unternehmensentwicklung. In diesem Jahr haben wir 1,0 Millionen Euro für 40 Initiativen im Bereich Beratung und Schulungen für 85 bestehende und künftige Partnerorganisationen ausgegeben (2022: 0,6 Millionen Euro, 30 Initiativen, 67 bestehende/künftige Partnerorganisationen). Hierzu stellten Geber wie Institutionen und private Spender*innen 0,8 Millionen Euro zur Verfügung, die wir hauptsächlich auf die Landwirtschaft, inklusives Finanzwesen und die Arbeit in Afrika konzentrierten, wobei meist lösungsorientierte Umweltmaßnahmen unterstützt wurden. 381.000 Euro kamen von der gemeinnützigen Oikocredit Stiftung Deutschland, die Privatpersonen und Institutionen aus Deutschland durch Spenden und Zustiftungen ermöglicht, mit ihren finanziellen Ressourcen einen bleibenden Beitrag zur Überwindung von wirtschaftlicher Benachteiligung in Ländern des Globalen Südens zu leisten.
Mitglieder, Anleger*innen und Kapitalbeschaffung
Einige Mitgliedsorganisationen sowie ein Teil der Anleger*innen verließen die Genossenschaft im Laufe des Jahres 2023 oder gaben Investitionen zurück, womit sich der Trend des Vorjahres fortsetzte. Durch Abgänge sank die Gesamtzahl der Mitglieder auf 490, wobei wir auch drei neue Mitglieder begrüßen durften. Die Zahl der Anleger*innen sank auf knapp 48.200 (darunter mehr als 4.700 Organisationen).
Der Nettozufluss an Mitglieder- und Anleger*innenkapital belief sich auf minus 109,9 Millionen Euro (2022: minus 18,3 Millionen Euro). Einen Rückgang hatten wir angesichts der Einführung unseres neuen Anlagemodells einkalkuliert. Das gesamte Mitglieder- und Anlegerkapital ist auf 1.000,8 Millionen Euro gesunken (2022: 1.110,7 Millionen Euro). Wir haben zur Finanzierung der geplanten Aktivitäten in der laufenden Periode Unterstützungskapital sichergestellt. Der Nettoinventarwert (NAV) je Beteiligung stieg aufgrund unseres Ergebnisses und der Änderung der Rechnungslegungsmethode auf 214,03 Euro (2022: 211,79 Euro auf der Grundlage der neuen Berechnungsmethode).
Unsere Organisation
Oikocredit hat ein hohes Maß an interner Stabilität erreicht. Die Zusammensetzung des Aufsichtsrats, des Vorstands und des Exekutivausschusses bleibt 2023 unverändert und die Personalfluktuation geht zurück. Der Mitgliederrat, das dritte Leitungsorgan der Genossenschaft, begrüßte neue Mitglieder für die turnusgemäß ausgeschiedenen Mitglieder. Unser Team aus kompetenten, loyalen und engagierten Mitarbeitenden sowie unsere organisatorische Wendigkeit und Ausdauer sind eine Quelle unserer Stärke.
Blick in die Zukunft
Wir haben weiterhin das ehrgeizige Ziel, sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht unsere strategischen Ziele zu erreichen und behalten dabei das externe Umfeld gut im Auge. Die Einführung des Anlagemodells bei Oikocredit in weiteren Märkten, die Erhöhung des Mitglieder- und Anlagekapitals durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, sowie weitere Verbesserungen der Dienstleistungen für die Anleger*innen werden 2024 zu den wichtigsten Prioritäten gehören. Wir freuen uns außerdem darauf, vielversprechende Investitionsmöglichkeiten im Globalen Süden zu realisieren, wo wir einen großen Finanzierungsbedarf sehen. Indem wir weiterhin unsere zuverlässigen Partnerorganisationen unterstützen und mit unseren Förderkreisen entwicklungspolitische Bildungsarbeit und die Interessenvertretung unserer Anleger*innen umsetzen, werden wir unser Entwicklungsfinanzierungsportfolio weiter ausbauen und die Qualität des Portfolios sicherstellen.
Intern konzentrieren wir uns kontinuierlich auf die Digitalisierung und Automatisierung, um die Dienstleistungen für Mitglieder, Anleger*innen und Partnerorganisationen zu verbessern. Wir werden der langfristigen Nachhaltigkeit unseres Geschäftsmodells und unserer Organisationskultur mehr Aufmerksamkeit widmen und zusätzliche Anstrengungen zur Verbesserung unserer CO2-Bilanz unternehmen.
Mirjam 't Lam, Managing Director von Oikocredit, erklärt dazu Folgendes: "Oikocredit hat 2023 gute Ergebnisse erzielt, es kamen weitere Partnerorganisationen hinzu, unser Kredit- und Kapitalbeteiligungsportfolio wuchs, die Zahl der Beratungs- und Schulungsprojekte stieg an und unsere soziale Wirkung verbesserte sich, da wir mehr Frauen und ländliche Gemeinschaften erreichen und unsere Unterstützung für Energien ausweiten konnten. Der Bedarf an nachhaltigen Investitionen in Leben, Lebensunterhalt und Gemeinschaften in Schwellenländern ist sehr hoch und nimmt weiter zu. Wir verfügen über die Strategie und die Fähigkeiten, Investitionen mit sozialer Wirkung voranzutreiben und Menschen mit geringen Einkommen dabei zu unterstützen, ihre Widerstandsfähigkeit zu entwickeln."
Weitere Informationen stehen im Geschäftsbericht 2023 von Oikocredit unter www.oikocredit.coop/annual-report.
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Hanna Gebhard
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