Christliche Initiative Romero e.V. (CIR)
Verbrechen aufklären - Bedrohte schützen
Angst- und Mordkampagne in El Salvador: Christliche Initiative Romero beobachtet Entwicklung mit Sorge
Münster (ots)
Im Department Cabañas in El Salvador geht die Angst um: Innerhalb weniger Wochen wurden ein Funktionär der linken Nationalen Befreiungsfront Farabundo Martí (FMLN) verschleppt und ermordet, vier Radio-Journalisten mit dem Tode bedroht und ein Entführungsversuch gegen einen Priester unternommen. Allen Opfern gemeinsam ist, dass sie sich für Menschen- und Bürgerrechte eingesetzt haben. Die Christliche Initiative Romero e.V. (CIR) hat sich an Edgardo Suarez Mallagray, den Botschafter El Salvadors in Deutschland, gewandt und eine alle Spuren verfolgende Aufklärung der Taten sowie den effektiven Schutz Bedrohter gefordert.
Den Auftakt der Gewaltwelle bildete vor einigen Wochen das Verschwinden von Gustavo Marcelo Rivera Moreno, Mitglied der Departmentleitung der FMLN und einer nationalen Allianz von Umwelt- und Basisgruppen gegen Minenprojekte. Über drei Wochen fehlte von dem in der Gemeinde San Isidro lebenden Rivera jede Spur. Dann wurde seine Leiche, die Folterspuren aufwies, am 7. Juli in einem Brunnenschacht in dem Städtchen Ilobasco gefunden.
Die Tötung Marcelo Riveras scheint den Auftakt einer regelrechten Angst- und Mordkampagne im Department Cabañas zu bilden: Seit dem 23. Juli erhalten laut einer Mitteilung des Basiskomitees Asociación de Desarollo Económico y Social (ADES) Santa Marta vier Journalisten des im Department ansässigen Radiosenders Radio Victoria telefonische und schriftliche Drohungen. Sie seien "die Nächsten", sie stünden "auf der Liste" und sollten sich vorsehen, "da ihr in San Isidro zu viel geredet habt".
Der jüngste Fall im Department Cabañas: Am 28. Juli wurde Padre Luis Quintanilla Opfer eines Entführungsversuches. Der in der Verteidigung der Menschenrechte engagierte katholische Geistliche fuhr auf der Straße von Victoria nach Sensuntepeque, als ihn vier bewaffnete Maskierte anhielten und zu verschleppen versuchten. Quintanilla konnte allerdings entkommen. Wie die vier Radio-Journalisten, hatte auch der Priester in den vergangenen Wochen telefonische Morddrohungen erhalten. "Mit den verfluchten, als Priester getarnten Roten aufräumen" wollten die anonymen Anrufer. Quintanilla wurde bedeutet, dass er "ruhig sein" solle, wenn er nicht wolle, dass ihm das gleiche wie Marcelo Rivera zustoße.
Die Christliche Initiative Romero beobachtet die aktuelle Entwicklung im Department Cabañas mit äußerster Sorge. Wie andere Beobachter der Ereignisse, vermutet auch sie hinter den bisherigen Taten identische Urheber sowie eine Angst- und Gewaltkampagne, die darauf abzielen soll, kritische Stimmen mit allen Mitteln auszuschalten.
Bereits im Vorfeld des Leichenfundes hatten Angehörige Riveras befürchtet, er könnte einem Auftragsmord zum Opfer gefallen sein. Hintergrund: Marcelo Rivera engagierte sich im Rahmen des Bündnisses Mesa contra la Minería gegen ein Minenprojekt des kanadischen Unternehmens Pacific Rim auf dem Gebiet San Isidros. Sie führen zudem an, dass Marcelo Rivera in offiziellen Mitteilungen der Gemeindeverwaltung verbal angegriffen worden sei. José Ignacio Bautista, amtierende Bürgermeister der Gemeinde San Isidro und Vertreter der rechtsgerichteten Arena-Partei, ist ein vehementer Befürworter des gescheiterten Minenprojektes der Pacific Rim.
Vertreter der Umweltschutzbewegung im Department Cabañas versichern laut salvadorianischen Medienberichten ihrerseits, dass Marcelo Rivera in den vergangenen Monaten Opfer von Verfolgung und Drohungen gewesen sei, besonders seit den Parlaments- und Gemeindewahlen vom 18. Januar, als er den Protest gegen einen mutmaßlichen Wahlbetrug durch den Arena-Vertreter Bautista anführte.
Laut Berichten der salvadorianischen Zeitung "Co-Latino" geht die örtliche Polizei von einem "gewöhnlichen Verbrechen" durch Straßenbanden aus. Für Angehörige, Freunde und Kollegen des Ermordeten klingt diese Erklärung allerdings wenig glaubwürdig. Sie fordern, die Untersuchungen müssten von den Drohungen ausgehen, die Rivera wegen seines Widerstandes gegen das Minenprojekt und den mutmaßliche Wahlbetrug in San Isidro erhalten hat.
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