Coller-Capital-Umfrage: "Harter" Brexit würde EU und Großbritannien schaden, sagen Private-Equity-Investoren
London (ots)
- Ein Drittel der gesetzlichen Rentenversicherer und privaten Versicherungsgesellschaften wird interne Rendite-Ziele verfehlen - Der Erwerb von Beteiligungen an GPs durch LPs führt zu Konfliktpotenzial und Fehlausrichtung, so LPs - In drei Jahren werden die meisten LPs in Europa/Asien-Pazifik den Klimawandel miteinbezogen haben - US-LPs jedoch langsamer - Ein Drittel der LPs in Europa/Asien-Pazifik haben Kapitalzusagen abgelehnt - meist wegen Bedenken im Hinblick auf Umweltschutz, soziale Faktoren und Governance
Ein Drittel der Private-Equity-Investoren (Limited Partners, LPs) für gesetzliche Rentenversicherer und private Versicherungsgesellschaften denken, dass ihre Organisationen in den nächsten drei bis fünf Jahren ihre angestrebten Investmentrenditen insgesamt verfehlen werden, wenn sich das wirtschaftliche Umfeld oder Betriebsmodelle nicht signifikant ändern. Dies geht aus dem neuesten Global Private Equity Barometer von Coller Capital hervor. LPs rechnen dagegen mit weiterhin guten Renditen aus Private Equity: Mehr als 75 % der LPs rechnen bei dieser Anlageklasse für die nächsten fünf Jahre mit Nettojahresrenditen von mindestens 11 %.
Vor diesem Hintergrund gibt es keine Anzeichen dafür, dass der Hunger der Anleger nach alternativen Assets nachlässt. Weltweit geht fast die Hälfte der LPs davon aus, dass sie ihre Zielallokationen für Infrastruktur in den nächsten zwölf Monaten aufstocken werden. Fast 40 % der LPs setzen auf höhere Zielallokationen in Private Equity und Immobilien. Eine Ausnahme gibt es: Mehr als ein Viertel der LPs planen, ihre Zielallokationen für Hedgefonds in den nächsten zwölf Monaten zu reduzieren, während nur 8 % der LPs eine Erhöhung planen. (Noch deutlicher wird dies, wenn man längere Zeiträume betrachtet: 39 % der LPs sagen, dass sie ihre Hedgefonds-Investments in den nächsten drei bis fünf Jahren reduzieren oder einstellen werden.)
Private-Equity-Investments in Immobilien erfreuen sich zunehmender Beliebtheit: Etwa die Hälfte der LPs investiert bereits in Private-Equity-Immobilien und Private-Equity-Infrastruktur, während weitere 10 % der LPs derartige Anlagen für die nächsten drei Jahre planen.
"Angesichts immer weiter steigender Verbindlichkeiten, hoher Volatilität und niedrigem Renditeniveau fällt es vielen Versicherern und Rentenversicherungen schwer, die nötigen Mittel zu erwirtschaften", so Jeremy Coller, CIO von Coller Capital. "Allerdings haben sie einen großen Vorteil: langfristige Anlagehorizonte. Die volle Nutzung der Illiquiditätsprämie, die alternative Anlagen bieten, ist daher eine gute Möglichkeit, die Lücke zu schließen."
Michael Schad, Partner bei Coller Capital, merkt an: "In einer Zeit, in der es strukturell bedingt für LPs immer schwieriger wird, hohe Renditen zu erzielen, ist es bemerkenswert, dass Themen wie Klimawandel und ESG im Fokus der Investoren stehen."
Die Konjunkturaussichten und Investmentrenditen werden zunehmend durch politische Erwägungen beeinflusst. Zwei Drittel der LPs sagen, ein "harter" Brexit hätte negative Auswirkungen auf die EU. (Ein "harter" Brexit wäre eine vollständige Trennung Großbritanniens von der EU, bei der Großbritannien nur noch eingeschränkten Zugang zum EU-Binnenmarkt hätte und die Zuwanderung nach Großbritannien stark reduziert würde.) Ganze 75 % der LPs denken, dass ein harter Brexit Großbritannien schaden würde. Mehr als ein Drittel (37 %) der LPs denken, dass bei einem harten Brexit auch ihre Gesamtrenditen aus europäischen Private-Equity-Investments geringer wären.
LP/GP-Dynamik
Die meisten Anleger finden es bedenklich, wenn LPs Beteiligungen an Verwaltungsgesellschaften (General Partners, GPs) erwerben, da sie Konfliktpotenzial sehen und eine Fehlausrichtung befürchten. Am ausgeprägtesten ist dieses Gefühl bei den europäischen LPs, von denen 80 % dieser Ansicht sind.
Anleger gestehen zu, dass die Nachfrage von LPs nach Co-Investments wahrscheinlich das Angebot übersteigen wird. Fast zwei Drittel der LPs denken, dass künftig auf Co-Investment-Gelegenheiten zunehmend Gebühren und Gewinnbeteiligungen (Carried Interest) zu zahlen sein werden. Dennoch werden fast alle der Anleger, die ihre eigenen Private-Equity-Teams in den nächsten beiden Jahren zu vergrößern planen (ca. 40 % aller LPs), ihren neuen Teams aufgeben, sich auf Co-Investments und Private-Equity-Direktinvestments zu konzentrieren.
Die Restrukturierung von Fonds durch ihre GPs wird von den Private-Equity-Anlegern unterschiedlich beurteilt. Wo es jedoch zu einer Restrukturierung kommt, meinen die LPs im Allgemeinen, sich im Hinblick auf den Verbleib oder Ausstieg vom Fonds richtig entschieden zu haben. Mehr als 75 % der LPs waren rückblickend der Meinung, in der Regel die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Institutionelle Anleger äußerten unterschiedliche Ansichten zu neu in den Wagniskapitalmarkt kommenden Unternehmen: Knapp über die Hälfte der LPs betrachten solche Corporate Venturer als wenig hilfreiche Konkurrenz zu Finanzanlegern wie ihnen selbst. Fast genauso viele LPs halten Corporate Venturing jedoch für eine positive Entwicklung, weil es dem gesamten "Ökosystem" im Wagniskapitalbereich zusätzliche Mittel zuführt.
Klimawandel und ESG - Faktoren für Anlageentscheidungen von LPs
Der Klimawandel ist ein zunehmend wichtiger Faktor für die Anlageentscheidungen der LPs: Zwei Drittel der LPs in Europa und Asien-Pazifik sagen, dass sie den Klimawandel schon heute bei ihren Private-Equity-Entscheidungen berücksichtigen bzw. in den nächsten zwei bis drei Jahren beabsichtigen einzubeziehen. Weniger ausgeprägt ist dieser Trend bei nordamerikanischen LPs, von denen nur ein Drittel entsprechende Pläne für diesen Zeitrahmen hat.
Eine ähnliche Dynamik zeigt sich im Hinblick auf die Bedeutung der ESG-Faktoren (Umwelt-, soziale und Governance-Aspekte) für die Entscheidungsfindung der LPs. Mehr als ein Drittel der LPs in Europa und in der Region Asien-Pazifik gibt an, Kapitalzusagen hauptsächlich aus ESG-Gründen abgelehnt zu haben. Bei nordamerikanischen LPs ist es nur ein Fünftel.
Institutionelle Anleger machen immer häufiger von Social-Impact-Investing (d. h. Anlagen, die an der Wirksamkeit zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen orientiert sind) Gebrauch: Die Hälfte der LPs gab an, ihre Organisation habe bereits solche Anlagen oder entsprechende Anlagepläne für die nächsten zwei Jahre. Vier Fünftel der LPs sagten jedoch, sie persönlich seien der Meinung, Social-Impact-Investments stellten nur dann eine angemessene Kapitalverwendung dar, wenn es die finanziellen Renditen ihrer Organisation nicht schmälert.
Private-Equity-Märkte in Schwellenländern
Unter den Private-Equity-Märkten in Schwellenländern gelten Indien und Südostasien als diejenigen, die in der Region Asien-Pazifik für die nächsten drei Jahre die attraktivsten Chancen bieten: Ein Drittel der LPs denkt, dass in diesen Bereichen wahrscheinlich attraktive Chancen für Private Equity zu finden sein dürften.
In Lateinamerika sind es nach Ansicht eines Drittels der LPs Brasilien und Mexiko, die in den nächsten drei Jahren besonders attraktive Anlagechancen für Private Equity bieten. Brasilien wird jedoch von den LPs unterschiedlich beurteilt: Etwa ein Viertel der LPs glaubt, dass Brasilien und Argentinien in den nächsten drei Jahren für Private-Equity-Investments weniger attraktiv sind.
Weitere Barometer-Feststellungen
Die Barometer-Ausgabe Winter 2016/17 vermittelt außerdem einen Überblick über die Ansichten und Meinungen der Anleger zu den folgenden Themen:
- Pläne von LPs für neue Beziehungen zu GPs - Sekundärmarkt - Private-Equity-Ausschüttungen
Befragt wurden 110 Private-Equity-Investoren aus aller Welt. Die Ergebnisse des Barometers sind für die Gesamtheit der LPs im Hinblick auf Anlegerstandort, Art der investierenden Organisation, verwaltetes Gesamtvermögen und Zeitraum der Erfahrung mit Private-Equity-Anlagen global repräsentativ.
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