Neue OZ: Kommentar zu Hauptstadt
Städtebau
Osnabrück (ots)
Aufatmen am begrünten Alexanderplatz
In Berlin, besonders im Ostteil, gibt es immer noch ein seltenes Neben- und Durcheinander von architektonisch wie landschaftlich wunderschönen Ecken und Nischen des absoluten Verfalls und der baulichen Lieblosigkeit. Einen Gipfel dessen hat der Alexanderplatz zu bieten. In aller Schnelle wurden nach der Wende Zweckbauten hochgezogen, die wie klobige Schuhschachteln den Palast der Republik umrandeten. Billigketten aller Art lassen ihre Leuchtreklamen funkeln. Dazwischen gähnen riesige Flächen von Beton, unterbrochen von kläglichen Imbissbuden. Uniformer Konsum anstelle des "Sozialismus": Trostloser hätte man das einstige Herz des DDR-Regimes nicht umgestalten können.
Deshalb lassen die Begrünungspläne für die Übergangsphase ein klein wenig hoffen: Natur anstelle der grauen Betonwüste erlaubt Anwohnern und Berlin-Touristen aufzuatmen, wo zu DDR-Zeiten "Erichs Lampenladen" zumindest bei West-Besuchern Beklemmung hervorrief. Das künftige Humboldt-Forum plus Schloss-Fassade könnte einen Prozess wie am neuen Hauptbahnhof in Gang setzen: nach und nach die Umgebung adeln und das jetzige Flair eines Industriegebietes zurückdrängen. Aber vielleicht bleibt das ein allzu frommer Wunsch.
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