Neue OZ: Kommentar zu Archive
Literatur
Suhrkamp
Osnabrück (ots)
Nur noch lästige Vergangenheit?
Der Abschied von einer ganzen Reihe der eigenen Mitarbeiter ist schon beschlossene Sache. Wird der Umzug des Suhrkamp-Verlages nach Berlin nun aber auch noch zum Abschied vom eigenen Gedächtnis? Die Überlegungen, die verschiedene Seiten derzeit über das einzigartige Archiv des Verlages und seinen weiteren Verbleib anstellen, übermitteln ein klares Signal: Der Bestand steht zur Disposition.
Man muss kein Nostalgiker sein, um eine solche Situation als beängstigend zu empfinden. Denn hier wird nicht bloß über ein paar Bücherkisten verhandelt. Es geht um Material, mit dem sich die intellektuelle Topografie Deutschlands nach 1945 in wesentlichen Zügen mühelos dokumentieren ließe. Verlegerin Ulla Berkéwicz-Unseld scheint gewillt, sich von alldem wie von einer lästigen Vergangenheit zu trennen. Darin liegt eine Richtungsentscheidung. Sie eröffnet triste Aussichten. Natürlich wäre das Archiv in Marbach bestens untergebracht. Aber es wäre dort auch Museumsgut - und nicht mehr Teil eines lebendigen Verlagsgeschehens.
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