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Neue OZ: Kommentar zu Kultur
Literatur
Müller

Osnabrück (ots)

Alles ist noch da
Das Vergangene ist nie tot. Es ist nicht einmal vergangen. Das 
schrieb William Faulkner; und man muss es sich immer wieder bewusst 
machen. Wenn man Herta Müllers Romane über den Gulag oder den 
rumänischen Überwachungsstaat liest, dann erscheint das wie ein Blick
in längst vergangene Zeiten. Heute ist die Autorin vor Repressionen 
sicher, als Nobelpreisträgerin erfreut sie sich internationaler 
Anerkennung und ist aller Sorgen ledig. Ein schönes, falsches Bild.
Nun wird Herta Müller öffentlich von demselben Securitate-Mann 
diffamiert, der ihr vor Jahrzehnten nachstellte. Alles ist noch da. 
Die Wut der Täter wirkt weiter, so wie die Verletzungen, die sie 
geschlagen hat. Beides ist Teil von Menschen, die damit weiterleben; 
die eine als Dichterin. Der andere als Filialleiter einer 
Versicherung.
Das Interview sagt viel über den rumänischen Umgang mit der Schuld
aus. Es verdeutlicht aber auch eine wichtige Bedingung jeder 
Literatur der Zeugenschaft. "Dem Vergessen entreißen", "Vergangenheit
aufarbeiten" - das sind Floskeln, die nur auf den distanzierten Blick
der Leser zutreffen. Für die Autoren heißt das Schreiben vor allem 
eins: im schmerzhaften Erlebnis bleiben.

Pressekontakt:

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Telefon: 0541/310 207

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