Neue OZ: Kommentar zu Serbien
Kroatien
Kriegsverbrechen
Osnabrück (ots)
Vergaloppiert
Gerade noch hatte Serbien einen guten Lauf: Anfang Dezember das Überbrückungsabkommen, in dem die EU Handelserleichterungen gewährt, kurz vor Weihnachten das Beitrittsgesuch an die EU-Ratspräsidentschaft. Mit seiner Völkermord-Klage gegen den Nachbarn Kroatien beim Internationalen Gerichtshof aber hat sich Serbien so sehr vergaloppiert, dass sich die Fragen stellen: Was soll die Laufrichtung sein? Wie ernst ist Serbiens Hinwendung zu Europa und seinen Spielregeln gemeint?
Schließlich spricht diese Klage der Geschichte Hohn. Zu der gehören schreckliche kroatische Kriegsverbrechen an Serben, zweifellos. Aber gewiss kein Völkermord.
Wie soll Aussöhnung wachsen, wenn Präsident, Regierung und große Teile der Öffentlichkeit in Serbien nun offensichtlich glauben, die einst im Namen einer wahnhaften, rassistischen Großserbien-Ideologie begangenen Kriegsverbrechen in weiten Teilen des früheren Jugoslawiens ließen sich verrechnen mit Gräueltaten der Angegriffenen? Aussöhnung gehört aber zu den Vorbedingungen jeder seriösen EU-Kandidatur.
Die Entspannung war ja gerade im Verhältnis zu Kroatien schon eingetreten. Zumindest auf offiziell-politischer und auf wirtschaftlicher Ebene. Umso mehr irritieren nun diese Völkermordklage und der triumphalistische Tonfall, in dem Außenminister Vuk Jeremic sie kommentiert.
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