Neue OZ: Kommentar zu Affären
Missbrauch
Kirche
Papst
Osnabrück (ots)
Vorbild für andere Länder
Lediglich ein Routinebesuch sollte es sein, aber zweifellos war das Treffen von Erzbischof Robert Zollitsch beim Papst von den aktuellen Skandalen um sexuellen Missbrauch bestimmt. Auffällig ist dabei eines: Während Benedikt XVI. in den USA und Irland direkt in die Aufklärung dieser Fälle in der katholischen Kirche eingegriffen und null Toleranz gefordert hat, lässt er die deutschen Oberhirten selbstständig agieren.
Offenbar sieht das Kirchenoberhaupt in den Leitlinien der Bischofskonferenz von 2002 ein Vorbild auch für Bischöfe in anderen Ländern. Voraussetzung ist jedoch, dass diese harten Richtlinien auch konsequent in der Praxis angewandt werden, damit nicht - wie in früherer Zeit - Vorkommnisse vertuscht werden. Dass sich der Papst erschüttert und betroffen gezeigt hat, ist ein Zeichen des Mitfühlens mit den Opfern. Noch besser wäre es gewesen, wenn sich nicht nur Erzbischof Zollitsch bei ihnen entschuldigt hätte, sondern auch der Papst selbst.
Dies gilt umso mehr, weil jetzt an einen Altfall aus Joseph Ratzingers Vergangenheit erinnert wird. Als Erzbischof von München und Freising stimmte er der Versetzung eines wegen Missbrauchs vorbelasteten Priesters zu. Dies geschah sicher nicht leichtfertig. Doch nach dem heutigen Stand des Wissens über Pädophilie würde kein Bischof mehr so handeln.
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