Neue OZ: Kommentar zu Vatikan
Papst
Osnabrück (ots)
Im Gegenwind
Ausgerechnet viele aktive deutsche Katholiken zeigten sich skeptisch, als im April 2005 nach Jahrhunderten erstmals wieder ein deutscher Papst gewählt wurde: Kurienkardinal Joseph Ratzinger war bekannt für seinen konservativen Kurs, und dafür, sich fromm, bescheiden, prinzipientreu zu verhalten, aber weniger charismatisch zu sein als Johannes Paul II., sein Vorgänger. Nicht jeder stimmte lauthals in den Wir-sind-Papst-Jubel ein.
Zu Beginn seiner Amtszeit hat Benedikt XVI. dann doch positiv überrascht: Mit Benedetto-Rufen umjubelt beim Weltjugendtag, gelobt für sein Schreiben über die Liebe und für seine Einladung an den kritischen Theologen Hans Küng. So lange ist das noch nicht her - und doch fast vergessen. Die Stimmung ist gekippt.
Selbst wohlwollende Beobachter registrieren etliche Kommunikationspannen im Vatikan, und so kommt vieles nicht an, wie es gemeint ist. Teils, weil es schlecht vermittelt wird, zuweilen, weil der Papst bewusst missverstanden wird und sich manche Kritiker an ihm abarbeiten müssen.
Das 83-jährige Kirchenoberhaupt, das so gar nicht nach den Spielregeln der weltweiten Mediengesellschaft handelt, eckt an. Eines aber dürften weder glühende Befürworter noch erbitterte Gegner von ihm erwarten: eine Anpassung an moderne Zeitströmungen oder auch nur maßvolle Reformen der Kirche in den nächsten Jahren.
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