Neue OZ: Kommentar zu Personalie
Koch
Osnabrück (ots)
Wenigstens den Schein wahren!
Gerade mal zwei Monate sind vergangen, seit Roland Koch die Staatskanzlei in Wiesbaden verlassen hat. Als angeblicher Vollblutpolitiker, also jemand, dessen Aufgabe es war, nur dem eigenen Gewissen zu folgen und zum Wohl des Volkes zu agieren. Ist es zu viel verlangt, dass er diesen Schein über eine gewisse Anstandszeit hin wahrt? Offenbar ja.
Natürlich ist Koch zu jung für die Rente. Und er hat seinen Wechsel in die Wirtschaft deutlich angekündigt, in demselben überraschenden Moment im Mai, als er das Ende seines Politikerdaseins bekannt gab. Dennoch drängen sich unerfreuliche Gedankenspiele auf. Was, wenn der Wechsel allen Beteiligten schon viel länger bekannt ist? Welches Licht wirft das etwa auf Straßenbauprojekte, die Koch als Ministerpräsident angestoßen hat und nun als Bilfinger-Vorstand zu Ende bringen könnte?
Interessant war gestern die Reaktion der Börse - die Bilfinger-Aktie brach zunächst ein. Traut man Koch die Aufgabe nicht zu? Den Ex-Politiker und baldigen Wirtschaftsboss werden die Bedenken nicht anfechten. Er sitzt die Entrüstung aus - was interessieren ihn die Wähler von einst? Das erstaunte Volk erlebt immer wieder ähnliche Geschichten - siehe Ex-Kanzler Schröder und die Ostsee-Pipeline. Die damals entstandene Forderung einer fünfjährigen Karenzzeit für Ex-Politiker ist vielleicht für einen 52-Jährigen zu viel verlangt. Aber mehr als zwei Monate dürften es schon sein.
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