Neue OZ: Kommentar zu Ägypten
Osnabrück (ots)
Zäsur im Norden Afrikas
Beim Blick auf Tunesien und Ägypten drängen sich historische Vergleiche auf. Mit dem Fall des Kommunismus etwa. Mit anderen Umstürzen ebenfalls, bei denen Klüngel-Eliten wie im Iran verjagt wurden. Und mit dem revolutionären Potenzial, das erstarkende Schichten auch in Europa stets an den Tag legten, wenn ihre Chance zur Teilhabe der realen Rolle krass widersprach. Selbst eine Art morgenländische Aufklärung könnte man sehen, indem sich die Bewohner zersplitterter Regionen plötzlich als Einheit verstehen und die Nationalstaaten, Jahrzehnte nach ihrer faktischen Gründung in der Kolonialzeit, nun auch emotional geboren werden.
All dies sind denkbare Parallelen. Jede einzelne zeigt indes, dass die Lage am Ende besser sein kann, aber nicht muss. Das Beispiel der Nationalstaaten erinnert daran, wie sich übersteigertes Selbstbewusstsein in Europa später unheilvoll entlud. Das Beispiel der Revolution gemahnt an Sowjet-Terror und letztlich die Teilung der Welt. Und im Iran entstand ein absurder Gottesstaat.
Das Geschehen in Nordafrika ist eine Zäsur. Sie kann Beispiel geben für den ganzen arabisch-islamischen Raum, sie kann den erstarrten Nahostkonflikt lösen oder aber in eine ungeahnte Eskalation treiben. Sie kann auch nach ganz Afrika ausstrahlen, hatte Kairo doch Leitfunktion für die sich zuletzt hoffnungsvoll entwickelnde Wirtschaft des Kontinents. Man möchte beten, dass es gut ausgeht.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207
Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell