Neue OZ: Kommentar zu Bundestag
Gesundheit
Gentechnik
PID
Osnabrück (ots)
Kein Schlussstrich
Nur selten debattiert das Parlament so hochemotional wie über Gentests an Embryonen. Es liegt auch daran, dass vieles mitschwingt, wenn es um die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) geht: unerfüllte Kinderwünsche, Spätabtreibungen und die Furcht behinderter Menschen vor Diskriminierung.
Wie in den vergangenen Jahren hat der Bundestag über eine bioethische Frage sachlich und auf hohem Niveau gestritten. Herausgekommen ist eine klare Mehrheit, die sich nicht an Fraktionsgrenzen orientiert. Auch wer das Ergebnis aus guten Gründen kritisiert, wird begrüßen, dass Eltern zur Beratung verpflichtet sind und eine Ethik-Kommission der PID zustimmen muss. Diese wichtigen Bedingungen verhindern ein leichtfertiges Vorgehen. Doch wer meint, die Abgeordneten hätten gestern einen Schlussstrich unter die PID-Debatte gezogen, täuscht sich. Im Gegenteil: Die Entscheidung wirft mehrere neue Fragen auf. Etwa: Wie weit stimmen die neuen Regelungen mit dem Gendiagnostikgesetz und dem Abtreibungsparagrafen 218 überein? Zugleich ist zu befürchten, dass durch die Hintertür das Embryonenschutzgesetz ausgehöhlt wird. Bisher führten die strengen Regelungen dazu, Leben zu schützen. Das könnte bald aufgeweicht werden. Fraglich ist auch, ob sich die Regelungen tatsächlich auf wenige Ausnahmefälle eingrenzen lassen.
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