Neue OZ: Kommentar zu Fußball
WM
Frauen
Osnabrück (ots)
Plötzlich und unerwartet
Auf dem Weg zu ihrer letzten Pressekonferenz bei dieser WM schritt Silvia Neid an einem Riesen-Plakat vorbei: "Jetzt seid ihr dran, Mädels" stand darauf zu lesen. Es stimmt nicht mehr: Jetzt sind die anderen dran. Das deutsche Team schaut nur noch zu.
Bis zum Ende wollten sie dabei bleiben, sie hätten es gemusst. Sicher, die WM geht weiter - doch das Interesse wird sinken. Zu sehr hatte sich alles auf die deutsche Mannschaft fokussiert, vor allem auf die Spielerinnen. Bis jetzt hat das im Fernsehen Traumquoten gebracht. So hatte es der DFB ja auch geplant. "20elf von seiner schönsten Seite", lautete der Slogan, mit dem der Sportverband für das Ereignis warb. Das Wort Fußball kommt darin nicht vor. Nachhaltigkeit wollten sie schaffen, das Interesse für den Frauenfußball wecken. Doch allzu oft rückte genau der in den Tagen der WM in den Hintergrund. Stars sollten gemacht werden, besonders - ach was, ausschließlich - im deutschen Team. Sie gaben Schminktipps, wurden beim Shoppen abgelichtet und stöckelten mit hohen Hacken durch die Werbung - der DFB billigte das nicht nur, es war geplant.
Mit einem an Blasiertheit grenzenden Selbstbewusstsein hatte der Präsident dem Fußballvolk Euphorie verordnet. Keine Frage: Viele jubelten, auch die Kanzlerin. Es war ein nettes Fest. Doch was nicht geplant war, trat ein: das Aus. Die WM hat ihren Motor verloren - plötzlich und unerwartet. Er ist abgesoffen.
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