Neue OZ: Kommentar zu Banken
Stresstest
Osnabrück (ots)
Leider realistisch
Mag der eine die Kriterien zu weich finden, der andere zu hart: Letztlich zeigt die Zwietracht nur, dass die EU mit ihrem Maßstab für den Test des europäischen Bankensystems ganz richtig liegt. Der Test muss schmerzen, sonst ist er wirkungslos. Zuletzt kollabierten Banken, obwohl sie die laschere Prüfung des Vorjahres gerade überstanden hatten. Andererseits lässt sich nicht jede nationale und unternehmerische Besonderheit abbilden, weshalb die Ergebnisse nur bedingt aussagekräftig bleiben.
Gut gewählt ist jedenfalls das Szenario. Einen starken Einbruch der US-Wirtschaft bei verschärfter Euro-Krise und gleichzeitigem Dollar-Verfall anzunehmen ist angebracht, leider deshalb, weil es so realistisch ist. Härtere Versionen müssten nationale Insolvenzen vorsehen. Ein Konjunktureinbruch um vier Prozent, wie ihn die Bankenaufsicht auf Basis der geschilderten Risiken annimmt, ist somit nicht zu hoch angesetzt.
Ölpreis, Katastrophen, politische Verwerfungen: Im Falle des Falles könnten weitere Faktoren hinzukommen. Wenn der Stresstest also auch mehr bedeutet als Symbolpolitik, ist er beileibe kein Persilschein. Zudem: Teure Anleihen und kurzfristige Liquiditätssorgen können Banken stärker belasten als die Frage des Kernkapitals, die derzeit im Mittelpunkt steht. Und letztlich können die Institute noch so gut aufgestellt sein. Um sie vor Dominoeffekten, Inflationsängsten und maroden Staatsfinanzen zu schützen, müssten Regierungen und EU besser einmal ihre eigenen Etats unter die Lupe nehmen als die Bilanzen der Banken.
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