Neue OZ: Kommentar zu Serbien
Osnabrück (ots)
Ein Sieg für die Menschlichkeit
Demokratien leben auch vom ehrlichen Umgang mit der eigenen Geschichte. Gemessen daran, hat Serbien gestern einen gewaltigen Erfolg errungen. Der letzte der vom UN-Tribunal in Den Haag gesuchten serbischen Kriegsverbrecher, Goran Hadzic, ist gefasst. Sein Prozess wird hoffentlich dazu beitragen, dass sich Serbien einer ehrlichen Aufarbeitung seiner Verbrechen in den Balkankriegen stellt.
Davon kann bisher noch keine Rede sein. Selbst unter dem westlich orientierten Präsidenten Boris Tadic hat es Jahre gedauert, bis das Land den letzten der gesuchten Kriegsverbrecher ausgeliefert hat. Möglicherweise wurden Festnahmen von Gräueltätern sogar von Tadic selbst behindert. Am Ende sollten aber die Ergebnisse zählen. Und immerhin setzt sich Tadic mit den Festnahmen mutmaßlicher Kriegsverbrecher - zu denen auch die des Generals Mladic vor Kurzem zählt - großen innenpolitischen Risiken aus. Denn der Einfluss nationalistisch Gesinnter ist weiterhin groß.
Allerdings gewinnt der Präsident auch. Denn die Mehrheit der Bevölkerung befürwortet seinen pro-westlichen Kurs - dafür spricht sein Wahlsieg 2008, als er sich bei den Wahlen gegen den Nationalisten Tomislav Nikolic durchsetzte. Eine Mehrheit will sich der schwierigen Vergangenheit Serbiens stellen. Sie befürwortet auch Tadics Vorhaben, sein Land in die EU zu führen. Diese hatte die Auslieferung von Kriegsverbrechern zu einer Voraussetzung für den Beitritt gemacht. Die Hürde ist genommen. Jetzt muss die EU die Beitrittsverhandlungen entschlossen voranbringen.
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