Neue OZ: Kommentar zu Europa
Finanzkrise
Griechenland
Osnabrück (ots)
Kontraproduktiv und riskant
Philipp Rösler hat ja so recht: Es darf keine Denkverbote geben. Dies gilt natürlich auch für die Lösung der Schuldenkrise in der EU, die immer größere Kreise zieht und Deutschland Milliarden von Euro kosten könnte. Auf einem anderen Blatt steht freilich, wann und wie man mit Lösungsvorschlägen an die Öffentlichkeit geht.
Mit Blick auf Griechenland von der geordneten Insolvenz eines EU-Staates zu sprechen, wohl wissend, dass es dieses Instrument noch gar nicht gibt, ist jedenfalls absolut kontraproduktiv. Denn die Finanzmärkte verstehen so etwas als Signal der Schwäche oder gar als Vorzeichen einer Kapitulation. Noch kämpft Bundeskanzlerin Angela Merkel aber darum, Griechenland zu stabilisieren. Rösler fällt ihr dabei in den Rücken.
Zudem ist nur schwer abzusehen, was bei der Insolvenz eines Staates passiert. Fest steht, dass Gläubiger auf viel Geld verzichten müssten, so die Europäische Zentralbank und etliche Privatbanken. Unsicher ist dagegen, ob die Ansteckungsgefahr gebannt werden kann oder es eine Krankheitswelle gibt, die auch angeschlagene Staaten wie Portugal, Spanien oder Italien erreicht. Denn gibt es einen Präzedenzfall, müssten Investoren fürchten, dass weitere Länder versuchen, sich mit einer Insolvenz zu entschulden. In der Folge dürften die Risikoaufschläge für Anleihen dieser Staaten steigen, was die Probleme verschärfen würde. Röslers Planspiele bergen also viele Risiken.
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