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Neue OZ: Kommentar zu Else-Lasker-Schüler-Preis

Osnabrück (ots)

Plausible Wahl

Überraschung? Im ersten Moment wohl, dann aber erscheint die Jury-Entscheidung für René Polleschs Gesamtwerk plausibel. Auch wenn hier und da bemängelt wird, Pollesch schreibe seit rund 15 Jahren mehr oder weniger dasselbe: Seine Kritik unserer spätkapitalistischen Lebensweise scheint nicht nur manchen Nagel auf den Kopf zu treffen, sondern auch Schule gemacht zu haben. Seine der Rhetorik der Endsechzigerjahre entlehnte Sprachmaschinerie spuckt meistens Spreu und Weizen gleichzeitig aus. Das Mühlrad einer einst kausalen Welterklärung läuft heute hohl und heiß - und kühlt sich auf Polleschs Bühnen regelmäßig in Verzweiflungsgebrüll oder listigen wie lustigen Verweigerungsparolen runter. Eine Sprache, die die Realität verfehlt - mit ihr arbeiten in jüngerer Zeit immer mehr Dramatiker wie Theresia Walser oder Ekat Cordes. Diesen Riss in der Welt loteten längst schon Rainald Goetz, Einar Schleef, Elfriede Jelinek, Fritz Kater oder Dea Loher aus - allesamt Lasker-Schüler-Preisträger. In diese Reihe passt Pollesch vorzüglich.

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