Neue OZ: Kommentar zu Schlecker
Osnabrück (ots)
Kein Ausweis von Gerechtigkeit
Emotional ist die Lage klar: Niemand wünscht den "Schlecker-Frauen" die Arbeitslosigkeit. Rational muss aber feststehen, dass eine staatlich geförderte Transfergesellschaft ein falscher Weg ist, dies zu verhindern. Das Modell scheint sich in Deutschland langsam zu etablieren - zumindest dann, wenn eine Pleitefirma prominent genug ist. Im Fall Karmann half eine solche Gesellschaft ebenfalls Mitarbeitern über eine Durststrecke hinweg. Doch so gut die Wirkung für Einzelne sein mag: In der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung bleibt es bedingt sinnvoll, Krisenfirmen mit öffentlicher Hilfe zu stützen und damit gesunden Mitbewerbern das Leben zu erschweren.
Hinzu kommt, dass Transfergesellschaften keineswegs ein Ausweis sozialer Gerechtigkeit sind. Vielmehr schaffen sie Arbeitslose erster und zweiter Klasse. Wer seinen Job bei einem halbwegs namhaften Unternehmen verliert, hat demnach Chancen auf eine Extra-Portion Hilfe. Wer beim Bäcker an der Ecke oder wegen Kürzungen am Forschungsbereich einer Universität gehen muss, hat sich still und leise zu verabschieden.
Dabei entfallen die wenigsten Stellenverluste auf große Pleiten wie bei Schlecker. Dort geht es derzeit um rund 11 000 Jobs. Zum Vergleich: Fast 225 000 Verkaufskräfte haben sich im Jahr 2011 arbeitssuchend gemeldet - nahezu immer nach ihrer Entlassung. Über sie hat keiner gesprochen. Gerecht wäre es, alle gleichzubehandeln.
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