Neue OZ: Kommentar zu Arzneimittelreport
Osnabrück (ots)
Der kritische Patient
Es muss nicht immer der in der Bauchhöhle vergessene Tupfer oder das fälschlicherweise operierte Knie sein. Der jetzt veröffentlichte Arzneimittelreport macht vor allem eins deutlich: Arztfehler mit fatalen Auswirkungen sind nicht zwangsläufig immer gleich schockierend. Das wird gerne vergessen, wenn leidenschaftlich über den Entwurf des neuen Patientenrechtegesetzes diskutiert wird.
Wer ist nämlich schuld, wenn der Patient in eine Abhängigkeit von Medikamenten gerät, die ihm der Arzt verschrieben hat? Der Mediziner, weil er zu großzügig den Rezeptblock gezückt hat? Oder doch der Hilfesuchende, der, ohne zu fragen, all das schluckt, was ihm der Doktor ausgestellt hat? Eine Antwort darauf bietet auch das neue Gesetz nicht. Es wird kaum dabei helfen können, die Sucht per Rezept einzudämmen.
Selbst wenn die Mediziner zukünftig ihrer Informationspflicht noch ausführlicher nachkommen, braucht es dann immer noch einen kritischen Patienten mit weniger blindem Vertrauen und mehr gesunder Skepsis. Das lässt sich aber nicht per Gesetz verordnen. Bei der Risikoabwägung einer Behandlung mit Medikamenten bleibt der Kranke mitverantwortlich. Das liegt letztlich auch in seinem eigenen Interesse.
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