Neue OZ: Kommentar zu Gesellschaft
Armut
Reichtum
Osnabrück (ots)
Ein Sprengsatz
Wer hat, dem wird gegeben: Deutschlands Reiche werden immer reicher. Das ist kein Anlass für vordergründige Neiddebatten, wohl aber für die Frage, ob Lasten und Reichtum gerecht verteilt sind. Ganz offensichtlich sind sie das nicht. Denn dem Überfluss auf der einen Seite stehen Reallohnverluste und Armut auf der anderen Seite gegenüber.
Der Ruf nach einer stärkeren Besteuerung hoher Vermögen und großer Erbschaften ist vor diesem Hintergrund nur allzu verständlich. Reiche und Superreiche müssen einen größeren Beitrag leisten. Nicht weil man ihnen ihr Luxusleben nicht gönnen würde, sondern weil es um Fairness geht. Es kann nicht sein, dass Bezieher mittlerer Einkommen bei jedem Euro, den sie zusätzlich verdienen, massiv zur Kasse gebeten werden, große Vermögen aber relativ ungebremst wachsen können.
Diesen Sprengsatz gilt es zu entschärfen, auch aus ökonomischen Gründen. Denn es würde die Binnennachfrage stärken, wenn die breite Masse der Normalverdiener mehr Netto vom Bruttoeinkommen hätte. Die Regierung steht hier in der Schuld, vor Jahren gegebene Wahlversprechen endlich einzulösen.
Im Übrigen ist es an der Zeit, sich einmal mehr an hehre Grundsätze unserer Verfassung zu erinnern. "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen", heißt es in Artikel 14. Das ist leider immer wieder in Vergessenheit geraten.
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