Neue OZ: Kommentar zu Literatur
Israel
Günter Grass
Osnabrück (ots)
Ist das provozierend?
Alle drei Monate ein Schlagzeilen-Gewitter um Grass-Verse: Provoziert der Autor absichtlich, um die Medien auf Trab zu halten? Für sein Heldengedicht auf den Geheimnisverräter Vanunu gilt das sicher nicht. Grass setzt sich nicht erst seit heute für den israelischen Whistleblower ein. Schon 2010 protestierte er, als Vanunu nicht zur Verleihung der Ossietzky-Medaille nach Berlin ausreisen durfte.
Ein israelischer Schriftstellerverband hält das Lob auf den Staatsfeind nun für eine obsessive Beschämungskampagne. Der Vorwurf müsste dann auch der Jury des alternativen Nobelpreises gelten, die Vanunu prämierte. Oder den Unis in Tromsø und Glasgow, die ihn zum Ehrendoktor und Rektor gemacht haben. Offenbar besteht weithin Einigkeit, dass der Umgang Israels mit seinem Kritiker tatsächlich beschämend ist.
Die Grass'schen Thesen über angebliche Sprachverbote im Umgang mit Israel wurden weltweit debattiert. Seine Verteidigung des Nestbeschmutzers dürfte dagegen nur noch in Jerusalem als kontrovers gesehen werden.
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