Neue OZ: Kommentar zu Kirchen
Missbrauch
Osnabrück (ots)
Blick in den Abgrund
So viel Falschheit. So viel Hinterlist. Der neue Bericht der Bischofskonferenz über Übergriffe auf Kinder und Jugendliche lässt frösteln. Katholische Geistliche haben Kinder und Jugendliche demnach doppelt missbraucht: durch sexuelle Taten und systematisches Ausnutzen ihres Vertrauens bei Gebet und Beichte. Pfui Teufel.
Doch so groß das Entsetzen ist, die unverblümte Bilanz der mehr als 8000 Anrufe bei einer Telefon-Hotline der Kirche hat auch ihre gute Seite. Sie dokumentiert den Willen zur Aufarbeitung der dunklen Vergangenheit. Kein Zweifel: Das vorläufige Scheitern der wissenschaftlichen Missbrauchsstudie hat dem Ansehen der Kirche geschadet; Umfragen belegen das. Auch ist deutlich geworden, dass nicht alle Bistümer gleich stark an lückenloser Aufdeckung interessiert sind.
Gleichwohl ist es unfair, der katholischen Kirche insgesamt Vertuschung vorzuwerfen. Die klare Einordnung der im Gespräch mit den Opfern gewonnenen Erkenntnisse zeugt vielmehr von Einsicht und Aufklärungsgeist. Männer wie der Missbrauchsbeauftragte Stephan Ackermann sollten gestärkt und beim Wort genommen werden. Die Kirche hat in der Tat noch viel Arbeit vor sich. So muss die wissenschaftliche Aufarbeitung neu gestartet werden. Gründlichkeit sollte dabei allerdings vor Schnelligkeit gehen, damit die Studie nicht erneut mit datenschutzrechtlichen und anderen juristischen Einwänden gestoppt werden kann.
Uwe Westdörp
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