Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen
RWE
Osnabrück (ots)
Hemd und Rock
Für Börsianer und Analysten ist es eine gute Nachricht, für Politiker und Klimaschützer eine eher schlechte: Der RWE-Konzern will seine Tochter Dea verkaufen und steigt aus dem kostenintensiven Geschäft der Erdöl- und Erdgasförderung aus. Rückbesinnung auf das Kerngeschäft heißt das im Managerdeutsch. Doch ökologisch betrachtet ist dieser Schritt von gestern. Bei RWE wird dadurch die traditionell sehr hohe Bedeutung des umweltschädlichen Energieträgers Kohle weiter gestärkt.
Für die Politik wirft die Neuausrichtung bei RWE zumindest Fragen auf. Wenn der Essener Konzern jetzt darauf verweist, dass er vom russischen Partner Gazprom ausreichend und günstig mit Gas versorgt wird, und daher auf eine eigene Förderung verzichten kann, dürfte im Umkehrschluss sein Interesse an der Gaspipeline Nabucco erlahmen. Dieses Projekt soll ja bekanntlich dazu dienen, von Energielieferungen aus der Gazprom-Heimat unabhängiger zu werden.
Umweltschutz hin, Politik her: Dem Stromgiganten RWE ist sein Hemd näher als der Rock. Und im Hemd sind 33 Milliarden Euro Schulden wie Bleistücke eingenäht. Mit dem Verkauf von Dea kann RWE einen Teil dieser Last ablegen, was kurzfristig vor allem zählt. Auf lange Sicht könnte diese Strategie falsch sein. Denn mit BASF baut gerade ein anderer führender deutscher Konzern die Öl- und Gasförderung aus. Aus seiner Sicht ist das ein Geschäft mit Zukunft.
Norbert Meyer
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