Neue OZ: Kommentar zu Italien/Regierung/Präsident
Osnabrück (ots)
Großes Drama
Respekt. Giorgio Napolitano übernimmt im hohen Alter von 87 Jahren noch einmal das Amt des Staatspräsidenten. Das zeugt von Größe und Verantwortungsgefühl. Italien hätte zweifellos viele Probleme weniger, wenn es mehr Napolitanos gäbe. Allein: Es gibt sie nicht. Stattdessen versagen die Parteien auf ganzer Linie, indem sie sich gegenseitig blockieren, diffamieren oder in totaler Opposition verharren. So macht man Schlagzeilen, aber keinen Staat.
Napolitano bleibt vor diesem Hintergrund nur eines: Er muss die Parteien hart an die Kandare nehmen, damit das hoch verschuldete und wirtschaftlich schrumpfende Land endlich wieder eine positive Perspektive bekommt. Zu Recht mahnt der Präsident dafür wirtschaftliche Reformen und eine Änderung des Wahlrechts an. Und leider allzu begründet ruft er die Politiker auf, ihren Egoismus zu überwinden.
Damit gibt er Italien eine Chance für einen geordneten Neuanfang. Und es wäre fatal, wenn das Land diese Gelegenheit nicht nutzen würde. Steigende Zinsen, verschärfte Rezession und noch mehr Arbeitslose wären die Folgen - ein großes Drama.
Damit es nicht so weit kommt, hat Napolitano alle Register gezogen und sogar mit seinem Rücktritt gedroht, wenn die Politik ihm nicht folgen sollte. Mehr kann dieser ehrwürdige alte Mann nun wirklich nicht mehr tun. Jetzt müssen andere ran und ihre Arbeit machen.
Uwe Westdörp
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