Neue OZ: Kommentar zu Ausstellungen
Kunst
Osnabrück (ots)
Kontroversen aushalten
Die Kunst ist frei. Seit der Moderne bezeichnet sie sich gar als autonom. Krone und Kirche haben ihr schon lange nichts mehr zu sagen. Aber bestimmen nicht auch Sammler und Auftraggeber der heutigen Zeit über das, was Kunst ist, darüber, wie wir Kunst wahrnehmen?
Zumindest inszenieren sich auch Politik und Ökonomie mit Kunstwerken. Bilder und Skulpturen feiern sicher nicht mehr so direkt die Mächtigen, wie das früher der Fall war. Aber Kunst verbreitet die Aura von Geld, Erfolg und Weltläufigkeit. Sie signalisiert Aufgeschlossenheit, Kontakt- und Diskursfähigkeit. Mit einer angepassten Kunst der platten Botschaften ist das aber nicht zu leisten. Kunst darf nicht nur kritisch, sie muss es sogar sein, auch in den Kontexten der Macht. Moderne Kunst sorgt für Kontroversen. Wer diese Kunst in seine Umgebung holt, demonstriert jene Stärke, die sich im Aushalten von Gegensätzen zeigt. Genau darin liegt die eigentliche Botschaft der Kunst in Parlamenten oder Konzernzentralen. Kunst singt nicht das Loblied der Macht, sie fordert Diskurs und Debatte ein. Hoffentlich färbt das auch ab, auf die Entscheider.
Stefan Lüddemann
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