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Neue OZ: Kommentar zu Fall Gabriele Obst

Osnabrück (ots)

Plausibel, aber unbefriedigend

Mordmerkmal? Fehlanzeige. Niedere Beweggründe waren dem Angeklagten zu keinem Zeitpunkt nachweisbar. Tatmotiv? Fragwürdig. Eifersucht wegen einer Affäre des Opfers und Habgier wegen einer Lebensversicherung sind möglich, aber nicht belegt. Materialspurenlage? Dünn. Außer einem wenig überraschenden genetischen Fingerabdruck des Angeklagten an der Tatwaffe liegt wenig vor, das ohne Umweg zum Verurteilten führt. Folgt aus alldem nun ein Freispruch aus Mangel an Beweisen, wie viele Prozessbeobachter gemutmaßt hatten? Nicht unbedingt. Das Gericht fand im Fall Gabriele Obst einen Täter nach dem Ausschlussprinzip. Alles andere als ein schuldiger Ehemann ist unwahrscheinlich angesichts der bekannten Tatsachen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass der weit überwiegende Teil aller Tötungsdelikte Beziehungstaten sind. Aber Zweifel bleiben.

Das Urteil ist für alle unbefriedigend, weil es auf Indizien statt Beweisen fußt. Dramatisch ist es für den Angeklagten. Ihm bleibt die Revision beim Bundesgerichtshof als Rechtsmittel, bei dem das Urteil auf Rechtsfehler abgeklopft wird, aber keine neue Beweisaufnahme stattfindet. Vielleicht wird der 74-Jährige seine Freilassung nicht mehr erleben. Unerträglich ist das Urteil für die Kinder. Sie müssen nicht nur mit dem Verlust der Mutter leben, sondern auch mit der Vorstellung, dass der eigene Vater sie auf dem Gewissen hat - oder dafür zu Unrecht im Gefängnis sitzt.

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