Neue OZ: Interview Medien mit Bettina Michel, Tochter des ehemaligen Fußballmanagers Rudi Assauer
Osnabrück (ots)
Bettina Michel über das Leben mit ihrem kranken Vater Rudi Assauer: Wir sind WG-Kumpel
"Es ist für ihn gar nicht mehr wichtig, ob ich sein Kind bin" - Skurrile Alltagssituationen aus der Welt des Fußballs
Osnabrück.- Bettina Michel, Tochter des ehemaligen Fußballmanagers und seit Jahren an Demenz erkrankten Rudi Assauer (70), bereut nicht eine Sekunde, dass sie im Dezember 2011 ihren Vater bei sich aufgenommen hat und sie ihn seitdem rund um die Uhr betreut und pflegt: "Ich habe ihm versprochen, dass ich für ihn da bin, und das gilt. Das Helfer-Netzwerk mit Verwandten und Freunden ist super. Alles Menschen, die Papa akzeptiert", sagte die 49-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagsausgabe).
Daheim in Herten herrsche ein ganz spezielles Tochter-Vater-Verhältnis: "Er reagiert darauf, wenn ich ,Papa' sage. Aber: Als wir bei Freunden waren, sagte der dortige Sohn zu seinem Vater ,Papa' - und mein Vater sagte ,Ja?'. Dieses ,Papa' hat für ihn vielleicht gar nicht mehr die Bedeutung. Wenn ich zu ihm ,Rudi', ,Herr Assauer' oder ,Herr Schnittenfittich' sage, reagiert er auch." Bei "Herrn Schnittenfittich" handele es sich um eine ganz besondere Wortkreation, die irgendwann einmal Rudi Assauer selbst erfunden habe.
Ob er noch weiß, dass sie seine Tochter sei, könne sie gar nicht genau sagen. Bettina Michel: "Ich glaube, dass ich für ihn eher eine Lebenspartnerin bin. Und das ist bitte nicht falsch zu verstehen. Wir sind Kumpel und leben zusammen. Ich glaube, dass es für ihn gar nicht mehr wichtig ist, ob ich sein Kind bin. Wir sind WG-Kumpel."
Trotz der tückischen und fortschreitenden Krankheit komme der Humor im Hause Michel/Assauer nicht zu kurz. Die Fußballvergangenheit ihres Vaters führe manchmal zu skurrilen, aber hilfreichen Episoden: "Auch wenn es mir und den anderen schwerfällt: Mein Vater braucht klare Ansagen, manchmal auch in einem härteren Ton. Er fühlt sich dann sicherer und ist überhaupt nicht böse. Er lächelt und macht die Dinge, die wir von ihm verlangen. Und manchmal helfen insbesondere die Ansagen, die aus der Welt des Fußballs kommen, so komisch sich das anhört - zum Beispiel: ,Wenn du jetzt nicht schläfst, dann gehe ich rüber zum Trainer und verpetz dich. Jetzt ist Schluss, du sitzt noch nicht mal auf der Bank, sondern auf der Tribüne'. Diese Ansagen kommen hundertprozentig an", so die Tochter, die im vergangenen Monat das Buch "Papa, ich bin für dich da - Wie Sie Demenzkranken helfen können" veröffentlicht hat.
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