Streeck: 2G weder sozial noch medizinisch sinnvoll
Osnabrück (ots)
Streeck: 2G weder sozial noch medizinisch sinnvoll
Virologe bezweifelt Sinn von dritter Impfung gegen Corona
Osnabrück. Der Bonner Virologe Hendrik Streeck hat sich gegen 2G-Begrenzungen ausgesprochen, also nur noch Geimpfte und Genesene bestimmte Angebote nutzen zu lassen. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Streeck, Getestete auszuschließen "ist weder sozial noch medizinisch sinnvoll. 2G mag in der Theorie einen Effekt haben. Es wird aber in der Realität nicht bewirken, was man auf dem Rechenschieber sehen mag."
"Es ist doch nicht so, dass Menschen, die nicht geimpft oder genesen sind, nur noch frustriert alleine zu Hause sitzen und kein soziales Leben mehr haben", fügte der Mediziner hinzu. "Wir würden lediglich mehr unkontrollierte und unkontrollierbare Ausbrüche im privaten Bereich haben, die dann auch nicht getestet werden."
Streeck bekräftigte seine Zweifel am Sinn einer durchgängigen dritten Impfung. "Es gibt keinen belastbaren Hinweis, dass die Wirkung von zwei Impfungen derart nachlässt, dass sie das Hauptziel des Schutzes vor einem schweren Verlauf prinzipiell nicht mehr gewährleisten." Nur bei Patienten mit hohem Risiko, zum Beispiel in Alten- oder Pflegeheimen, möge eine Booster-Impfung sinnvoll sein.
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Virologe Streeck: Bei Long Covid weniger Fälle, als es den Anschein hat
Mediziner plädiert für Sachlichkeit und mehr Forschung - "Unter Long Covid summiert man inzwischen etwa 200 Symptome"
Osnabrück. Der Direktor der Virologie der Universitätsklinik Bonn, Hendrik Streeck, hat dafür plädiert, sich sachlich mit dem Phänomen Long Covid auseinanderzusetzen und spezifische Forschung anzustoßen. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der Mediziner, "es gibt Long Covid, richtig. Studien deuten darauf hin, dass nach Corona-Infektionen etwa 1,65-mal häufiger als bei anderen schweren Lungenerkrankungen länger anhaltende Folgen zurückbleiben, ohne dass wir den Grund benennen können. Nur sind es in der absoluten Summe deutlich weniger Fälle, als es den Anschein hat."
Streeck plädierte dafür, sich Long Covid "ohne Aufgeregtheit" zu widmen und "weitere Forschungen vorzunehmen". "Unter Long Covid summiert man inzwischen etwa 200 Symptome", erklärte der Professor. Allerdings ließe sich Long Covid nicht empirisch nachweisen. "Am häufigsten genannt wird das Symptom der Müdigkeit - es macht 70 Prozent aus", sagte Streeck. "Müdigkeit ist aber nicht gut wissenschaftlich feststellbar, sondern subjektiv und suggestiv. Sie wird bei dem einzelnen Patienten gegeben sein und muss ernst genommen werden. Aber wie häufig folgt sie unmittelbar aus der Erkrankung? Und wie häufig hört jemand davon, fühlt sich müde und sucht dann nach einer für ihn plausibel erscheinenden Erklärung?", fragte der Virologe.
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Zweierlei Maß? Streeck vermisst bei Aids ein Engagement wie gegen Corona
Weil HIV überwiegend in weniger entwickelten Regionen grassiert?
Osnabrück. Der Bonner Virologe Hendrik Streeck hätte sich ein ähnliches Engagement von Politik und Forschung wie gegen Corona auch bei der HIV-Pandemie gewünscht. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte er, "die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie gut gegen eine Infektion vorgegangen werden kann, wenn der politische Wille da ist. Dann sind die Gelder da, dann ist der Druck da. Bei Aids war das leider so nicht der Fall, trotz mehr als 35 Millionen Aids-Toten weltweit."
Streeck war mehrere Jahre Direktor des Instituts für HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Essen. Gegen Corona seien acht Impfstoffe weltweit lizenziert, über 30 seien in der klinischen Testung gewesen. "Bei HIV sind es überhaupt nur acht in dieser Phase in mehr als 30 Jahren gewesen, und am Ende hat keiner die Hoffnungen erfüllt", sagte der Mediziner, der auch Kuratoriumsvorsitzender der Deutschen Aids-Stiftung ist. "Meine Befürchtung ist, dass auf Aids auch deshalb eine geringere Aufmerksamkeit liegt als auf Corona, weil die Krankheit im Wesentlichen in weniger entwickelten Regionen der Welt grassiert", erklärte Streeck, der viele Jahre in der Aids-Forschung in Uganda, Südafrika und den USA tätig war. Heute leitet er die Virologie des Universitätsklinikums Bonn.
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