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Westfalenpost: Respekt, Frau Merkel

Hagen (ots)

Dalai Lama im Bundeskanzleramt
Von Jörg Bartmann
Die verbalen Attacken aus China konnten nicht verhindern, dass die 
deutsche Bundeskanzlerin das geistliche Oberhaupt der Tibeter, den 
Dalai Lama, empfangen hat. Respekt, Frau Merkel, da haben ihre 
Vorgänger im Amt, Helmut Kohl wie auch Gerhard Schröder, auf dezente 
oder gezielte Anmerkungen aus Peking ganz anders reagiert. Dass die 
Bundeskanzlerin sich zu Souveränitätsbestrebungen Tibets äußern wird,
ist nicht zu erwarten. Sie hält aber an ihrem Standpunkt fest, 
Menschensrechtsverletzungen anzusprechen und den Mangel an 
Meinungsfreiheit anzuprangern.
 Natürlich hat es im Vorfeld des Dialogs Bedenken gegeben. Von 
Wirtschaftsberatern, die sich Sorgen um ihre Aufträge aus dem Reich 
der Mitte machen. Vom Auswärtigen Amt, das Verwicklungen auf 
diplomatischer Ebene erwartet. Die Kanzlerin hat sich nicht beirren 
lassen und setzt außenpolitisch konsequent ihren Weg fort. Das hat 
sie in Russland, aber auch vor einigen Wochen persönlich in China 
nachhaltig bewiesen und sich Reputation erworben. Mit dieser 
Standhaftigkeit und Glaubwürdigkeit wird sie auch der offenen 
chinesischen Kritik begegnen, um sich nicht vorschreiben zu lassen, 
wen sie empfangen darf und wen nicht - ohne dabei das Verhältnis zu 
China auf Dauer zu beeinträchtigen.
 Spätestens jetzt wird klar, dass Angela Merkel nicht zu 
unterschätzen ist und sie ihren Standpunkt vertritt. Spätestens jetzt
wird aber auch deutlich, dass ihr Ansehen auf internationalem Parkett
sich anders darstellt, als in der von Koalitionsgezänk gelähmten 
Innenpolitik. Da wirkt sie mitunter zaudernd, abwartend, nicht sehr 
konkret.

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