Westfalenpost: Links schwenkt, Beck
SPD-Gleichschritt
Münte: Falscher Weg
Hagen (ots)
Von Bodo Zapp
Die Mehrheit entscheidet, so ist das in der Demokratie. Aber sie hat nicht immer Recht. Franz Müntefering, der sich aufrecht dem von SPD-Chef Beck angesagten Schwenk nach links widersetzt, hat die Abstimmung im Vorstand verloren. Anders war es auch nicht denkbar, wenn sich die Partei nicht schon wieder einen neuen Vorsitzenden suchen will. Ein Verlierer ist der Vizekanzler jedoch nicht, denn er behält die guten Argumente von Wirtschaftsfachleuten auf seiner Seite. Man muss kein Prophet sein, um einen Durchmarsch der Beckschen Verlängerung des Arbeitslosengelds 1 für Ältere auch auf dem Bundesparteitag der SPD vorherzusagen. Trotz der Begrüßungsrede durch den Altkanzler und Vater der Agenda 2010. Wenn's passt, kann Schröder geschmeidig sein. Und weil die Sozialdemokraten den neuen Linken zeigen wollen, wo die wahren Sozialhüter sind, wird er "Nachbesserungen" der Agenda nicht als Verrat an der notwendigen Reformsache abkanzeln. Dass es nicht bei den ALG-1-Auflösungserscheinungen bleibt, ist mit Blick auf den Kampf um Wählers Gunst klar. Die Mehrheit hat es sozial gerne kuscheliger. Der kürzlich noch blasse Beck arbeitet intensiv an seinem Linksprofil, Rücksicht auf Koalitions-Befindlichkeiten stört da nur. Da die Union den ersten Schritt mitgehen will - halb zog Beck sie, halb sank sie hin - steht der wackere Müntefering auf verlorenem Posten. Wer auf Dauer Recht bekommt, wird nicht auf Parteitagen, sondern im Arbeitslosen-Alltag entschieden. Sieht man auf Zahlen, ist den Älteren die jetzige Lösung nicht schlecht bekommen. Aber gesetzt wird auf Sieg, nicht auf Vernunft.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160
Original-Content von: Westfalenpost, übermittelt durch news aktuell