Westfalenpost: Eine tote Sau
Hagen (ots)
Die Länderneugliederungs-Debatte Von Winfried Dolderer Jetzt soll also die Finanzkrise als Argument herhalten: 16 Bundesländer, soviel können wir uns einfach nicht mehr leisten, meinen Politiker in Berlin und setzen damit eine Debatte fort, die seit 1949 das Steckenpferd der Reißbrettstrategen aller Parteien ist. Es muss ein eigenartiges Vergnügen sein, im Geiste auf der Landkarte herumzufuhrwerken und einen Nordstaat zu entwerfen, ein Nordostland, ein Mitteldeutschland, was auch immer. Es ist allerdings ein völlig folgenloses Vergnügen. So gleicht auch der jüngste Vorstoß des SPD-Fraktionschefs dem Versuch, eine tote Sau durchs Dorf zu treiben. Wer die Welt betriebswirtschaftlich betrachtet, wird das bedauern. Länder mit weniger als fünf Millionen Einwohnern, also derzeit 11 von 16, rechnen sich nicht, sagen Effizienzfetischisten. Sie unterschätzen dabei, dass die föderale Struktur in Deutschland und die Länder historisch gewachsene Gebilde sind, manche mit jahrhundertealter Tradition, aber allesamt mehr als bloße Rechengrößen. Hier finden politische Machbarkeitswünsche und Neugliederungsphantasien ihre Grenzen. In einer Welt, in der sovieles einem so rasanten Wandel unterworfen ist, hat Gewohntes und Hergebrachtes für Bürger auch seinen Wert, und sei es etwa der weltweit älteste Stadtstaat Bremen.
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