Westfalenpost: Ralf Jäger (SPD) beklagt Schutzlücke im Kampf gegen Terror NRW-Innenminister fordert Datenspeicherung
Hagen (ots)
Von Wilfried Goebels
Düsseldorf. Im Konflikt um die Vorrangdatenspeicherung in Deutschland hat NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) der zerstrittenen Bundesregierung vorgeworfen, die Terrorgefahren durch ihre Handlungsunfähigkeit zu erhöhen. "Der Streit innerhalb der Berliner Koalition ist ebenso unverantwortlich wie blamabel", sagte Jäger unserer Zeitung. "Der Wegfall der Mindestspeicherfrist für Telekommunikationsdaten hat zu einer gravierenden Schutzlücke im Kampf gegen Kinderpornografie, sexuellen Missbrauch von Kindern, bei der Aufklärung von Mord und Totschlag sowie bei der Bekämpfung der Terrorismusgefahr geführt."
Die EU-Kommission hatte die Bundesregierung am Donnerstag aufgefordert, die Richtlinien zur Vorratsdatenspeicherung innerhalb von zwei Monaten umzusetzen. Nachdem das Bundesverfassungsgericht die bisherige Vorratsdatenspeicherung im Mai 2010 als Verstoß gegen das Fernmeldegeheimnis für verfassungswidrig erklärt und die unverzügliche Löschung der Daten verlangt hatte, war ein heftiger Streit zwischen Unionsfraktion und FDP über eine Neuregelung entbrannt. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) lehnt eine anlasslose Speicherung von Internet- und Telekommunikationsdaten zur Kriminalitätsbekämpfung für sechs Monate ab und will Daten nur bei einem konkreten Verdacht speichern. Union und EU verlangen hingegen eine Wiedereinführung der anlasslosen Vorratsdatenspeicherung. Die EU droht Deutschland mit Strafzahlungen, falls die Richtlinie nicht umgesetzt wird.
NRW-Innenminister Jäger fordert nun ein schnelles Ende des Koalitionsstreits im Bund. "Wir brauchen ein Gesetz, das die Sicherheitsinteressen der Bürger und den Datenschutz in Einklang bringt", drängte Jäger. Es sei bedauerlich, dass die Berliner Koalition für diese Erkenntnis offensichtlich Nachhilfe aus Brüssel brauche. Jäger sieht in der Aufforderung aus Brüssel ein klares Signal, die längst überfällige Einigung auf eine nationale Vorschrift zur Mindestdatenspeicherung zu beschleunigen.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160
Original-Content von: Westfalenpost, übermittelt durch news aktuell