Westfalenpost: Kommentar
Fixierungen in Heimen
Von Wilfried Goebels
Hagen (ots)
Ultima Ratio
Fixierungen in Heimen müssen Ausnahme sein
Überforderung des Personals, Haftungsängste der Träger, auch die Fürsorge für Patienten - das Spektrum der Ursachen für die hohe Zahl der Fixierungen von Pflegebedürftigen reicht weit. Dabei ist schon das bewusste Ruhigstellen durch Medikamente ein gravierender Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht des Patienten. Das brisante Thema eignet sich jedenfalls nicht für politische Schnellschüsse, für Parteienstreit und Skandalisierung. Um das Fixieren der Patienten zu verhindern, braucht es einen Kraftakt. Heime und Kliniken müssen umgebaut, personell aufgestockt und zusätzlich qualifiziert werden. Dabei gehören Ideen wie die Sitzwache am Bett ins Reich der Träume. Dagegen scheint das Postulat, für sturzgefährdete Patienten Niedrigbetten anzuschaffen, in der Praxis durchaus umsetzbar. Wenn Pflegebedürftige allein deshalb gefesselt werden, damit sie nicht vom Bett auf den Boden fallen, muss die Politik handeln. Das Selbstbestimmungsrecht ist ein zu hohes Gut, als dass es an der Betthöhe scheitern dürfte. Erheblich schwieriger wird es bei der Absicherung der Haftungsrisiken für Träger beim Verzicht auf Fixierungen. Wenn freiheitseinschränkende Maßnahmen aber als Ultima Ratio die absolute Ausnahme sein sollen, führt an einer gerichtsfesten Einigung mit den Kassen kein Weg vorbei.
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