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Westfalenpost: Kommentar zu Justiz/Opfer/Straftaten/NRW will mehr über die Täter informieren/Von Rolf Hansmann

Hagen (ots)

Opfer von Straftaten bedürfen besonderer Hilfen und staatlichen Schutzes. Doch nicht selten fühlen sich Opfer auch Jahre nach den Taten hilflos und mit ihren seelischen und körperlichen Verletzungen alleingelassen. Das hängt damit zusammen, dass die Gewichte in der Justiz in der Vergangenheit allzu sehr in Richtung Täter verschoben waren. Opfer fanden eigentlich nur als Zeugen in einem Strafverfahren Berücksichtigung. Es mag auf der einen Seite nachvollziehbar sein, dass ein Rechtsstaat selbst Schwerverbrechern so etwas wie Hoffnung geben will, eines Tages als besserer Mensch in Freiheit leben zu können. Andererseits hat man in diesem Bemühen um einen effizienten Strafvollzug Opferschutz und Opferhilfe viele Jahre ausgeblendet. Einem Verbrechensopfer bestmögliche Hilfe anzubieten - auch das heißt Rechtsstaat. Die Zeiten haben sich spürbar geändert: Gesetzgeber wie Öffentlichkeit zeigen ein wachsendes Interesse an den Opfern. Vor diesem Hintergrund ist es nur konsequent, man könnte auch sagen: längst überfällig, wenn die nordrhein-westfälische Landesregierung eine nach eigenen Angaben "opferorientierte Justizpolitik" verfolgen und das Strafvollzugsgesetz neu fassen will. Wenn das Düsseldorfer Justizministerium davon spricht, dass Opferschutz vor Täterschutz gehen muss, dann ist das kein Stammtischgeschwätz - sondern ein überzeugendes Signal des Staates an die bisher so vernachlässigten Opfer von Straftaten. Die Vorschläge des NRW-Justizvollzugsbeauftragten und Kriminologen Prof. Michael Weber sind sehr wohl durchdacht: Opfer profitieren davon, wenn sie umfassend über die Situation ihrer einstigen Peiniger informiert werden und wenn sie durch symbolische Geldzahlungen seitens des Häftlings eine Art Wiedergutmachung des entstandenen materiellen und immateriellen Schadens erhalten. Wenn sich ein Gefängnisinsasse auf diese Weise mit Verbrechensopfern auseinandersetzt, so die durchaus nachvollziehbare Hoffnung, wird er im besten Fall vor einer erneuten Straftat zurückschrecken. Auch eine solche Kriminalitätsvorbeugung ist Opferschutz.

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Westfalenpost Hagen
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