Westfalenpost: Kommentar zu Lehrer/Ein Lehrer muss nicht zwingend Beamter sein/Falsche Richtung/Von Wilfried Goebels
Hagen (ots)
Lehrer leisten eine verantwortungsvolle Aufgabe in der Gesellschaft. Bildung und Erziehung sind unverzichtbare Grundlagen für die Entwicklung mündiger Bürger. Dass der Beamtenstatus allerdings Ausschlag geben sollte für die Qualität des Lehrerberufs, diesen Beweis hat bislang niemand erbringen können. Das Gutachten beruft sich unter Bezug auf die Schulpflicht auf die hoheitlichen Aufgaben des Lehrers und hält es für verfassungswidrig, wenn Lehrkräfte als Angestellte beschäftigt werden. Legt man diese Messlatte an, wären alle Beschäftigten in Behörden und Ämtern bald pensionsberechtigt. Sinnvoller wäre es, den Beamtenstatus in einer zeitgemäßen Verwaltung auf Polizei, Justiz und Finanzbehörden zu begrenzen. Warum müssen Lehrer Beamte sein, während Erzieher in Kitas als Angestellte tätig sind? Das Verbot von Streiks für Beamte kann keine hinreichende Begründung für den hoheitlichen Status der Lehrer sein. Dass an NRW-Schulen jeder fünfte Lehrer als Tarifbeschäftigter arbeitet, ist für Betroffene wegen der höheren Abzüge ein Ärgernis. Die Behauptung aber, dass die Verbeamtung für die Landeskasse kostenneutral sei, stellt die Wahrheit auf den Kopf. Wer auch 55-jährige Lehrer noch verbeamten will, türmt neue Pensionslasten auf. Das wird für die Kinder, die in den Schulen zu mündigen Bürgern ausgebildet werden, in einigen Jahren nicht mehr finanzierbar sein. Der Vorstoß zur grundsätzlichen Verbeamtung von Lehrern zielt ins Leere. Nicht nur, weil es keine politische Mehrheit im Landtag geben wird. Die Richtung ist falsch: Es gibt faktisch keinen Grund, dass Lehrer unkündbar sein müssen. Besser wäre eine leistungsbezogene Bezahlung für angestellte Lehrer.
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