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Westfalenpost: Kommentar zu Gesellschaft /Kirche /Dramatischer Veränderungsprozess
/Kirche besinnt sich auf das Wesentliche /Von Andreas Thiemann

Hagen (ots)

Die evangelische Kirche in Deutschland befindet sich in einem dramatischen Veränderungsprozess. Das griechische Wort "Drama" bedeutet im eigentlichen Sinn "Handlung", und wenn die Kirche dies auch so deutet, ist sie durchaus auf einem guten Weg. Denn die sich verändernden Rahmenbedingungen - schrumpfende Mitgliederzahlen und entsprechend sinkende Finanzmittel - drängen die Verantwortlichen zum Handeln. Und tatsächlich sieht es so aus, als ob eine solche Handlungsbereitschaft von der lokalen Kirchengemeinde bis zur landeskirchlichen Ebene nicht nur vorhanden ist, sondern bereits vollzogen wird. Der Wandel hat schon vor geraumer Zeit in den Köpfen begonnen. Ein Zugeständnis, dass der Begriff der Volkskirche kaum noch Bestand hat, war ein erster, durchaus schmerzhafter Einschnitt in diesem Sinne. Inzwischen ist man längst weiter. Die Umnutzung und Entwidmung von Kirchengebäuden ist längst kein Tabu mehr, sondern tätiger, wenngleich immer auch trauriger Alltag. Die Zusammenlegung und Schließung von Einrichtungen wird künftig in dem Maße zunehmen, in dem die fehlenden Einnahmen dies erzwingen. Schwerpunkte der gemeindlichen Arbeit werden neu formuliert und gesetzt. Querdenken ist nicht nur erlaubt, es ist ausdrücklich erwünscht; Bestandsschutz ist weitgehend aufgehoben. Auf der anderen Seite bringt die organisatorisch bedingte Ernüchterung zugleich aber auch eine Neu-, beziehungsweise Rückbesinnung auf das Wesentliche. Wirtschaftlich würde man sagen, die Kirche besinnt sich wieder mehr auf ihr Kerngeschäft. Und das ist nun einmal der christliche Glaube und die Vermittlung des Evangeliums. "Die Kirche ist berufen durch Christus", heißt es sinngemäß im Neuen Testament. Anders gesagt, das Wort vom "Gottvertrauen" rückt wieder deutlicher in den Mittelpunkt christlicher Überzeugung und somit kirchlichen Geschehens. Das bedeutet überhaupt nicht, die Hände in den Schoß zu legen und in frommer Ohnmacht abzuwarten. Es meint jedoch, mit und nach allem erdenklich menschlichen Bemühen, mit Zuversicht nach vorn zu schauen. Vielerorts ist zu beobachten, dass genau dies alles gemeinsam geschieht.

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Westfalenpost Hagen
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Telefon: 02331/9174160

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