Westfalenpost: Kommentar zu Geistiges Eigentum muss geschützt werden
Bankrott der Wissensgesellschaft
Von Monika Willer
Hagen (ots)
Ein freies Internet für freie Bürger? Der größte Umbruch des digitalen Zeitalters besteht nicht darin, dass Informationen heute blitzschnell verfügbar sind. Er besteht darin, dass das Konzept des geistigen Eigentums verfällt. Und dass sich - teils romantisch verklärte - Ansprüche der Nutzer mit einer gigantischen Industrie verbünden - auf dem Rücken derjenigen, deren Inhalte das Netz erst attraktiv machen. Nehmen wir zum Beispiel Google News. Per Mausklick kann man hier Artikel fast aller Zeitungen abrufen. Das dient der Meinungsbildung. Aber es dient vor allem der Gewinnbilanz von Google. Die Zeitungen, die den Inhalt liefern, gehen leer aus. Wenn man früher das neue Buch eines Schriftstellers lesen wollte, musste man es kaufen oder ausleihen. Beim Kopieren fällt der Kopiergroschen an. Mit der Einführung des elektronischen Buchs besteht aber die Möglichkeit, diese Texte im Netz endlos zu vervielfältigen, ohne dass der Urheber einen Cent sieht. Die Auffassung vieler Nutzer ist eindeutig: Inhalte müssen im Internet frei verfügbar sein. Setzt sich diese Ansicht durch, ist unsere Wissensgesellschaft am Ende. Denn dann kann niemand mehr davon leben, dass er geistig arbeitet. Traurig genug ist es, dass die Schöpfer von geistigem Eigentum ihre Rechte überhaupt verteidigen müssen. Traurig ist, dass ignoriert wird, wie gut ein ganzer parasitärer Wirtschaftszweig daran verdient, fremde Inhalte zu verbreiten. Traurig ist, dass die Politik aus Angst vor dem Verlust junger Wählerstimmen versucht, das Urheberrecht auszuhebeln. Und traurig bleibt, dass die Nutzer selbst bereit sind, Geld für die Technik auszugeben, aber nicht für den Inhalt, den sie damit herunterladen wollen. Wenn wir eine Wissensgesellschaft bleiben wollen, brauchen wir eine neue Kultur im Umgang mit dem geistigen Eigentum. Und wir brauchen Instrumente, diese Rechte im Netz zu schützen. Sonst ist auch das Internet absehbar am Ende. Denn Technik ohne Inhalt macht so viel Sinn wie ein Dirigent ohne Orchester.
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