Westfalenpost: Aufwind für den Staatsmann Obama Von Martin Korte
Hagen (ots)
Natürlich ist das ein bisschen zynisch, aber so funktioniert die Politik nun einmal: Für Amtsinhaber Obama kommt der Hurrikan Sandy wie gerufen. Wenige Tage vor den Wahlen darf sich der Präsident als Krisenmanager präsentieren, als Kümmerer, als Politiker, der auch in Katastrophenzeiten einen kühlen Kopf behält. Zweifellos wird ihm das am 6. November Stimmen einbringen, sollten ihm bis dahin keine gravierenden Fehler unterlaufen. Denn sein Herausforderer Mitt Romney muss zuschauen, ihm fehlen die Handlungsvollmachten. Zur Passivität verurteilt zu sein, das ist für einen offensiv und aggressiv ausgerichteten Politiker wie ihn die Höchststrafe. In schweren Zeiten rücken Amerikaner gerne zusammen, beschwören die Einigkeit - und vergessen die Parteipolitik. Klar, dass Obama den Staatsmann gibt, der das Land zusammen hält. Zwar mühen sich beide Kandidaten, nicht den Eindruck zu erwecken, ihr berufliches Schicksal sei ihnen wichtiger als das Wohlergehen der vom Sturm betroffenen Menschen. Dennoch wissen beide, wie beliebt Zupacker-Typen beim Volk sind. George W. Bush statuierte im Jahr 2005 ein negatives Exempel, als er nach dem Hurrikan Katrina viel zu spät die Initiative ergriff. Ähnliche Kritik dürfte Obama nun erspart bleiben - obwohl Anlässe dafür vorhanden wären: Dass Sandy das Stromnetz für Tage lahm legen kann, hängt mit einer völlig veralteten Infrastruktur in den USA zusammen. Und dass die Zahl der Hurrikans steigt, könnte ja auch auf den Klimawandel zurückzuführen sein. Dessen Bekämpfung stand vor vier Jahren auf Obamas Prioritätenliste ganz oben - folgenlos. Aber das ist deutsches Denken und nicht amerikanisches.
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