Westfalenpost: Kommentar zur Iglu-Studie
Hagen (ots)
<p>Wir haben den offenen Ganztag geschaffen und die flexible Schuleingangsphase erprobt. Wir haben den Delfin-Test eingeführt sowie die Sprachförderung in Kindergärten und Grundschulen. Wir haben Drittklässler Vergleichsarbeiten (Vera) schreiben lassen. Wir haben die Lehrerausbildung reformiert und ehrenamtliche Lesepaten für Grundschüler geworben. Wir haben in den vergangenen elf Jahren seit dem Pisa-Schock so viele Reformen, Experimente, Modellprojekte, Förderprogramme, Tests durchgemacht, dass Schülern, Lehrern und Eltern schwindelig davon werden könnte. </p><p/><p>Mit dem eher bescheidenen Erfolg, dass wir im internationalen Vergleich nicht schlechter geworden sind. Das ist das Ergebnis der beiden Grundschulstudien Iglu und Timss. Zugegeben: Die Bedingungen sind härter geworden, die Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund ist seit 2001 merklich gestiegen. Zugegeben: Andere Staaten lernen auch dazu, wollen sich gleichfalls verbessern. Insofern ist es durchaus ein kleiner Erfolg, nicht abzurutschen.</p><p/><p>Das aber ist höchstens ausreichend, nicht gut genug. Denn noch immer hat jedes sechste Grundschulkind ein unbefriedigendes Leseniveau, jedes fünfte Kind unbefriedigende Mathematikkenntnisse. Zu viele Kinder sind also in Gefahr, später auf der Schulstrecke zu bleiben. Wenn das Grundschul-Fundament schon bröckelt, lässt sich darauf später schlecht aufbauen. </p><p/><p>Es gibt also noch viel zu lernen. Wie unsinnig es ist, dass ausgerechnet die Grundschüler dem Staat weniger Geld wert sind als ältere Kinder. Wie unsinnig es ist, einen offenen Ganztag einzuführen ohne Qualitätsstandards. Um nur zwei von vielen Beispielen zu nennen. </p>
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