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Westfalenpost: Familie und Beruf müssen generell vereinbar sein Von Harald Ries

Hagen (ots)

So erfreulich es auch ist, dass Minister(innen) die Probleme des Landes inzwischen ansprechen und also offenbar erkannt haben: Wenn Symbolpolitik (oder gar nichts) folgt, reicht das nicht - egal, ob es um Mini-Renten, Frauenquoten, Bildungspakete oder Familienpflege geht. Darauf kann man sich leicht einigen. Schwieriger ist zu klären, was denn angemessen wäre. Zum Beispiel in Bezug auf Kristina Schröders Pflege-Auszeit. Da fordern die Kritiker einen unbeschränkten Rechtsanspruch des Arbeitnehmers und Ausgleichszahlungen durch den Staat. Die der bei den Banken einkassiert? Eher nicht. Und wie sinnvoll ist es, wenn gut ausgebildete Angestellte in Zeiten des Fachkräftemangels jahrelang ausfallen? Pflegezeit also nur für Ungelernte, die im eigenen Job weniger verdienen als Profi-Pfleger? So ist es heute. Und so kann es nicht bleiben. Nicht in den Heimen und nicht in den Privathaushalten, die ohne illegale osteuropäische Hilfskräfte verzweifeln müssten. Was helfen könnte, wären der Aufbau von Nachbarschafts-Netzwerken, in denen zum Beispiel fitte Alte weniger fitte unterstützen, der Ausbau qualifizierter ambulanter Betreuung und eine angemessene Wertung der Demenz in der ohnehin unzureichenden Pflegeversicherung. Das wird Geld kosten, das jetzt schon anderswo fehlt. Aber die Menschenwürde darf nicht ab einem gewissen Lebensalter oder unterhalb bestimmter geistiger Fähigkeiten beschränkt werden. Und die Angehörigen? Für die gilt nichts anderes als für Eltern: Die Arbeitswelt muss so gestaltet werden, dass Familie und Beruf in allen Lebensphasen ohne ständige Überforderung vereinbar sind. Vielen Firmen ist das bereits klarer als ihren Interessenverbänden.

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