Westfalenpost: Westfalenpost - Kommentar zum Weltfrauentag
Hagen (ots)
<p>Ja, ist denn heut' schon wieder Karneval? Oder Valentins-, vielleicht auch Muttertag? Blumen, Pralinen, Parfüm und Sekt sollen die Männer heute verschenken - zumindest, wenn man der Werbung glaubt. Ein Joghurt-Hersteller fordert die Herren auf, die Heldin ihres Lebens zu küren - und dafür einen tollen Preis zu gewinnen. Medien machen Frauen zu Chefredakteurinnen - aber nur für einen Tag. Kommunen lassen Frauen kostenlos parken. Der Bundespräsident verleiht Verdienstorden nur an Damen. Und die bayrische Sozialministerin gibt Beziehungstipps: "Wer auf den Managertyp steht, muss sich nicht wundern, wenn die ganze Familienarbeit an ihm hängen bleibt."</p><p/><p>Da möchte Frau eigentlich gern auf einen den Weltfrauentag verzichten. Wenn nicht tags zuvor die Bundesregierung sich in Brüssel gegen eine EU-Frauenquote stark gemacht hätte. Wenn nicht in Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen vor Kurzem mit Plänen gescheitert wäre, Frauen in Teilzeit ein Rückkehrrecht auf eine Vollzeitstelle zu geben. Wenn nicht zugleich das statistische Bundesamt Zahlen veröffentlicht hätte, denen zufolge Frauen in Deutschland noch immer 23 Prozent weniger als Männer verdienen. Weil sie in Frauenberufen arbeiten, die der Gesellschaft weniger verdienstvoll erscheinen als traditionelle Männerdomänen. Und wenn nicht auf der anderen Seite Frauen das Gefühl bekämen, sich nicht mehr um die Familie kümmern zu dürfen, um den Fachkräftemangel auszubügeln. <br/></p><p/><p>Vor allem, wenn nicht sieben von zehn Frauen auf der Welt im Laufe ihre Lebens körperliche oder sexuelle Gewalt erleiden würden. Wenn nicht 70 Prozent der Armen auf der Welt Frauen und Mädchen wären. Da vergeht die Lust auf Pralinen, Sekt und Karneval.</p>
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