Westfalenpost: Die Menschen nicht vergessen Kommentar von Susanne Schlenga zur Inklusion
Hagen (ots)
Teilhabe oder auch Inklusion sind die Schlagwörter in der politischen Diskussion. Da wird über Umsetzung und Finanzierung des gemeinsamen Lernens behinderter und nicht behinderter Kinder gestritten. Der Wille ist da, doch die Frage ist, wie schnell und wie konsequent die UN-Konvention umgesetzt wird. Umgesetzt werden kann. Denn es geht nicht darum, eine neue Regelung für die Breite von Parkplatzbuchten in Parkhäusern zu finden. Es geht um Menschen. Um Menschen mit einem besonderen Schutzbedürfnis. So, wie die Diskussion zurzeit läuft, scheint dies ein wenig aus dem Blick zu geraten. Im zu ändernden Schulgesetz wird der Umsetzung der UN-Konvention Rechnung getragen. Die Folgen, die diese Umsetzung zeitigt, sind aber längst nicht absehbar. Denkt man Inklusion zu Ende, darf gar keine Selektion mehr stattfinden. Grundsätzlich. Doch was passiert dann in der einen Schule, in der alle zusammen lernen? Da der politische Wille zur Einheitsschule nicht erkennbar ist, wird es dazu nicht kommen. Doch um eine Binnen-Differenzierung kommen auch Haupt-, Real-, Sekundarschulen und Gymnasien nicht herum, wird das Schulsystem nicht den neuen Bedürfnissen radikal angepasst. Das heißt, Schule muss sich inhaltlich und formal ändern, soll Teilhabe wirklich für alle möglich sein. Bevor man dies blind vorantreibt, sollte aber auch die Frage gestellt werden, ob gleiche Chancen auch immer gleiche Wege erfordern. Müssen wir alles über Bord werfen, was bisher funktioniert hat? Lässt sich das Bildungssystem durchlässiger gestalten? Kann man Gemeinsamkeiten schaffen (vor allem räumlich), ohne Schonräume aufzugeben? Es bedarf einer offenen Diskussion. An der alle teilhaben sollten.
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