Westfalenpost: Aber die Ehre nicht? Von Stefan Hans Kläsener
Hagen (ots)
Kein deutscher Politiker hat seine privaten Verhältnisse, bis in die Barschaft des Portemonnaies hinein, derart offengelegt wie Christian Wulff. Er wurde dazu gezwungen, weil er sich auf ein Spiel mit dem Boulevard eingelassen hatte. Freiwillig öffnete er sein Privatleben, das nicht kurvenfrei verlief, und unfreiwillig blieben die neugierigen Beobachter, als er sich schon heillos in merkwürdige Baufinanzierungen und kumpelhafte Geschäftsbeziehungen verheddert hatte. Das war seiner Position unwürdig, hat ihn sein Amt gekostet und sein Privatleben massiv beeinträchtigt.
Aber hat sich Wulff strafbar gemacht? Diese Antwort steht noch aus. Und wie sie ausfallen könnte, ist ungewisser denn je. Denn von den großvolumig geäußerten Vorwürfen der Bestechlichkeit, des Spesenbetrugs und der Falschaussage ist nicht mehr viel übriggeblieben. Es dreht sich mittlerweile um den Aufpreis auf ein Hotelzimmer, der angeblich ohne Wulffs Wissen von einem Freund übernommen wurde. Sollte das tatsächlich das dürftige Ergebnis einer staatsanwaltschaftlichen Ermittlung von ungeheurem Aufwand sein? Hat hier am Ende der Berg gekreißt und eine Maus geboren?
Warten wir, so es denn dazu kommt, das Verfahren ab. Immerhin kann Christian Wulff, der vieles verloren hat, darin eines wiedergewinnen: seine Ehre.
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