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Westfalenpost: Eine gespaltene Nation Von Torsten Berninghaus

Hagen (ots)

Noch ist nicht klar, was der Schütze von Rom, der gestern vor dem Amtssitz des designierten italienischen Ministerpräsidenten Enrico Letta zwei Polizisten und eine Passantin verletzte, im Schilde führte. Allerdings überschattet die Tat die feierliche Vereidigung des Kabinetts, die zeitgleich im Quirinals-Palast stattfand, in dramatischer Weise. Und sie zeigt möglicherweise auch, in welch instabiler Lage sich Italien befindet.

Nach der wochenlangen Regierungskrise sollte gestern ein Neuanfang geschafft werden. Denn Giorgio Napolitano, der als "Vater der gespaltenen Nation" bezeichnet wird, hat alles darangesetzt, die Gemeinsamkeiten zwischen den streitenden Parteien zu suchen. Und diese schließlich gefunden. Nicht ohne Grund sitzen moderate Politiker an den entscheidenden Positionen. Die Reizfigur Berlusconi ist nicht im Kabinett.

Ob das ausreicht, um in Italien eine stabile politische Lage zu erreichen, ist fraglich. Zu tief sitzt der politische Streit, bei dem es zuletzt vielfach mehr um Berechnung denn um Verantwortung gegenüber dem Land ging. Und zu schwer wiegt die Hypothek der finanziell am Abgrund stehenden Nation. Dass diese Perspektivlosigkeit nicht ohne Auswirkung auf die Menschen in Italien bleibt, liegt auf der Hand. Die erste inhaltliche Auseinandersetzung der neuen Regierung wird zeigen, welche Halbwertzeit dieses Bündnis hat.

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